Vorbemerkung zur Esoterik

Quelle-Wiki: Siegel der Helene Blavatsky
Quelle-Wiki: Siegel der Helene Blavatsky

 

Ich bin kein Anhänger des reinen Materialismus, der das menschliche Bewusstsein mit Chemie und Elektrizität und Molekularphysik erklären zu können meint. Dass es so etwas wie eine Seele gibt und deren Regungen wie Empfindungen der Wissenschaft unverständlich bleiben müssen, wenn die mit der Messung von Hirnströmen Freude und Schmerz oder das Sehen von Farben und das Hören von Tönen  zu erklären versucht, ist mir klar. Es gibt also noch viele offene Fragen und sie sind sogar die wichtigsten Fragen des Menschen.

 

Andererseits befasse ich mich mit Politik und Geschichte und da ist es keine Frage, dass die Interessen der Politik sich auch auf die Esoterik gerichtet haben. Deren Organisationen wurden unterwandert und für die politischen Zwecke instrumentalisiert. Dass esoterische Schriften meist ein offensichtlicher Humbug sind und die Organisationen von Schwätzern und Betrügern beherrscht werden, hängt damit zusammen, dass mächtige Kreise aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft früh Einfluss nahmen, um dafür zu sorgen, dass die Esoterik keine Gefahr für sie selbst werden kann.

 

So wurde die Esoterik also zum Hokuspokus mit geheimnisvollen Siegeln und ohne politische Relevanz, an den gesellschaftlichen Verhältnissen etwas zum Besseren zu verändern. Dafür konnten dann Geheimdienste, Politik und Finanzoligarchie über ihre Leute in den führenden Zirkeln der esoterischen Organisationen Einfluss ausüben.

 

Wie das gelaufen ist, soll kurz an wenigen Beispielen bei den Theosophen und Anthroposophen angedeutet werden.

 

Henry Steel Olcott: Vom Kriegsministerium zur Theosophischen Gesellschaft

Quelle-Wiki: Helene Blavatsky und Henry Steel Olcott
Quelle-Wiki: Helene Blavatsky und Henry Steel Olcott

Einer der Gründer und erster Präsident der Theosophischen Gesellschaft in den USA im Jahr 1875 war Henry Steel Olcott. Daher ist sein Lebenslauf nach den üblichen Anhaltspunkten für Verbindungen zu Geheimdiensten und Regierung und der US-Finanzoligarchie zu überprüfen und wir werden gleich in allen Punkten fündig:

 

Mit Ausbruch der Sezessionskrieges 1861, meldete sich Olcott sofort als Freiwilliger auf Seiten der Nordstaaten. Dem signal corps (= Nachrichtenabteilung) zugeteilt, nahm er an einigen Gefechten unter dem Kommando von Ambrose E. Burnside teil. Im Mai 1862 erkrankte er an der Ruhr und kam nach New York ins Lazarett. Nach seiner Gesundung wurde er als Special Commissioner (= Sonderbevollmächtigter) ins Kriegsministerium nach Washington, D.C., mit der Aufgabe Bestechung und Korruption zu bekämpfen, gerufen. Seine Arbeit war so erfolgreich, dass er zum Colonel (= Oberst) befördert wurde und er dieselbe Tätigkeit dann auch auf Wunsch der Marine beim Flottenkommando ausübte. Nach Kriegsende 1865, wurde Olcott Mitglied des dreiköpfigen Untersuchungsausschusses, der den Mord an Präsident Abraham Lincoln zu untersuchen hatte.

Quelle-Wiki: Henry Steel Olcott

 

Den Job beim Kriegsministerium müsste er von Charles Anderson Dana bekommen haben, der dort tätig war und den er von der New York Tribune kannte, für die er geschrieben hatte. Marx hat auch für die NYT geschrieben und Dana war 1848 in Deutschland und hat Marx in der Nähe von Köln getroffen. Die Welt der Agentenringe ist sehr klein, wie wir noch oft sehen werden.

 

Man muss Wikipedia-Artikel selbstverständlich richtig lesen. Dass Olcott im Kriegsministerium bei der Bekämpfung der Korruption “erfolgreich” gewesen wäre, ist so zu verstehen, dass er dafür gesorgt hat, dass die richtigen Leute sich ihre Taschen vollstopfen durften, und sich damit gute Beziehungen zu den interessierten Finanzkreisen aufbauen konnte, die ihn anschließend für ihre Zwecke weiter verwendet haben. So lesen wir gleich bei Wiki:

 

Olcott kehrte nicht mehr zu seiner früheren Tätigkeit im Bereich Landwirtschaft zurück, sondern begann noch im Jahr 1865 in New York Jura zu studieren. Nach Abschluss dieses Studiums 1868 wurde er in New York als Anwalt zugelassen. Schon bald hatte er eine große und vermögende Klientel, darunter die Stadt New York, die New Yorker Börse, Versicherungsgesellschaften, Banken und Eisenbahnunternehmen. Daneben arbeitete er in mehreren Regierungsausschüssen an der Formulierung neuer- und der Vereinfachung bestehender US-Gesetze mit. Seine Tätigkeit als Rechtsanwalt übte er bis zum Verlassen der USA, Ende 1878 aus.

 

 

Selbstverständlich ist Olcott nicht plötzlich von der Esoterik ergriffen worden, sondern er hat wohl einen entsprechenden Auftrag erhalten, was wir nach aller Erfahrung annehmen dürfen; vor allem wenn das neue Hobby von der Presse gleich dem breiten Publikum in aller Welt mitgeteilt wird:

 

1874 erwachte Olcotts Interesse am Okkultismus erneut, als er in der Zeitschrift Banner of Light über die parapsychologischen Phänomene der Brüder Eddy (William und Horatio) las. Spontan entschloss er sich, der Sache auf den Grund zu gehen und begab sich im Auftrag der Zeitung New York Sun auf die Farm der Brüder, nahe dem kleinen Ort Chittenden bei Rutland in Vermont. Nach zehntägigem Aufenthalt war er von der Echtheit der gesehenen Phänomene überzeugt und veröffentlichte mehrere Artikel über die beobachtete Telekinese, Teleportation, Levitation, Geistheilung und ähnliche Dinge. Die öffentliche Meinung dazu war überwältigend und daraufhin reiste er im Auftrag der New York Daily Graphic erneut nach Chittenden, um diesmal sechs Wochen lang die Phänomene einer noch genaueren Untersuchung zu unterziehen. Auch diesmal kam er zum gleichen positiven Ergebnis und seine daraufhin erschienenen Berichte wurden in den gesamten USA und in Europa publiziert. 1875 veröffentlichte Olcott seine diesbezüglichen Erfahrungen im Werk People from the other world. Durch seine vielbeachteten Arbeiten über parapsychologische Phänomene, wurde er rasch als Kapazität auf diesem Gebiet anerkannt.

 

Ist doch auffällig, wie die internationale Presse gleich an dem neuen Zeitvertreib von Olcott Anteil nahm und die erlogenen, aber von Olcott dreist bezeugten, übernatürlichen Phänomene weltweit publik gemacht hat. Schaut nach einem Unternehmen der US-Finanzoligarchie aus. Olcott wurde von den Massenmedien gerühmt und so für seine weiteren Aufgaben in Stellung gebracht.

 

Helena Petrovna Blavatsky (1831-91)

Blavatsky und Olcott 1881 in Bombay
Blavatsky und Olcott 1881 in Bombay

Helenas Vater war ein deutscher Offizier in russischen Diensten, Peter von Hahn, ihre Mutter Jelena, eine bekannte Romanautorin, stammte aus altem russischem Adel. Helena war die Cousine des russischen Finanzministers Sergei Juljewitsch Witte.

 

Mit elf Jahren verlor sie ihre Mutter und lebte bei ihrem Großvater, einem hohen Regierungsbeamten. Von Seiten ihrer Mutter hatte sie einflussreiche Vorfahren:


Maternally H.P. Blavatsky’s lineage goes back through the prince Michael of Chernigov to Ryurick, founder of statehood in Russia. Maternally the direct ancestor of H. Blavatsky was Sergey Grigor’yevich Dolgoruky, well-known diplomat of his time, brother of Aleksey Grigor’evich Dolgoruky, a member of Supreme Secret Council under Peter the Second. Sergei Grigor’evich was great grandfather of Helena Pavlovna Fadeyeva-Dolgorukaya (H.P. Blavatsky’s grandmother) and great-great-great-grandfather of Helena Petrovna Blavatsky.


H.P. Blavatsky’s grandfather, Prince Pavel Vasilyievich Dolgorukov (1755-1837) was Major General in time of Ekaterina the Great. He was decorated with a higher army award, Order of St. George and was a companion in arms of Kutuzov. His wife was Henrietta de Bandre Plessy Duc de, a daughter of Adolf Frantcevich, which had command by army corps during Crimea campaign and, according to A.M. Fadeyev, was a favorite of Suvorov.
A daughter of Pavel Vasilievich and Henrietta Adolfovna was Princess Helena Pavlovna, H.P. Blavatsky’s grandmother. She got a versatile home education, speak in five languages, was occupied with archeology, numismatics, botanic. Fadeyev’s herbariums and pictures of various plants aroused admiration of many scientists. Helena Pavlovna was in scientific correspondence with well-known German scientist Alexander Humboldt, English geologist, founder of Geographic Society R. Merchison, Sweden botanist Christian Steven, researcher of Caucasus flora and fauna. According to H.F. Pisareva, botanist Homer de Hel named found by him shell Venus-Fadeyeff in honor of Helena Pavlovna.
Helena Blavatsky (Wiki)

 

Ihre Familie hatte eine enge Beziehung zu dem Prinzen Emil von Wittgenstein:

 

Prince Wittgenstein, now dead, was an old friend of my family, whom I saw for the last time when I was eighteen years old, and he and his wife remained until his death in close correspondence with me. He was a cousin of the late Empress of Russia ...


Mit 17 Jahren heiratete sie den zwanzig Jahre älteren Vizegouverneur der russischen Provinz Jerewan in Armenien, Nikifor Vladimirovich Blavatsky,  verließ ihren Gatten jedoch gleich nach der Hochzeit. Die folgenden 25 Jahre verbrachte sie auf Reisen in Europa, Asien, Nordafrika und Amerika. In dieser Zeit sei sie ihren spirituellen Lehrern und Meistern begegnet.


Von 1858-63 war sie wieder in Russland und teilweise bei ihrem Gatten, danach beteiligte sie sich 1867 in Italien an dem gescheiterten Marsch von Garibaldi gegen Rom und wurde in der Schlacht mit den Truppen des Kirchenstaats verwundet. Wenige Jahre später, nach dem Tod ihres Vaters, habe ein spiritueller Meister ihr den Befehl erteilt, sich in die USA zu begeben, wo sie 1874 fast mittellos ankam und sich gleich in New York mit Henry Steel Olcott befreundete, der gerade um die Aufmerksamkeit von Esoterikern warb und die Blavatzky dafür gut gebrauchen konnte.


Mit Erzählungen von ihren Reisen und Kenntnissen unterschiedlichster religiöser Lehren und Praktiken wie etwa des Mahayana-Buddhismus oder koptischer und griechischer Mysterien wurde sie eine enge Mitarbeiterin von Henry Olcott. 1875 wurde in der Wohnung von Helene Blavatsky in New York, die durch ihre Inszenierungen magischer Kunststücke bald zu einem Treffpunkt der Esoterikerszene geworden war, die Theosophische Gesellschaft gegründet. Die Blavatsky betrieb eine erfolgreiche (und wohl auch kostspielige und von interessierten Kreisen gesteuerte – denn sonst würden wir das ja auch alle machen) Pressearbeit, durch die sie in der besseren Gesellschaft von New York schnell Anhänger gewann.


Die Gründungsmitglieder der TG waren größtenteils Schriftsteller und Journalisten, die eigene Erfahrungen als Freimaurer, Parapsychologen, Spiritualisten und Esoteriker hatten und daher mit jedem Betrug vertraute Profis und weniger gutgläubiges Publikum waren. Henry Olcott plante eine Gesellschaft von Okkultisten, die mit ihrem Studium vorgeblicher Geheimwissenschaften weltweit Zugang in einflussreiche Kreise finden.


Bereits 1879 wurde die Zentrale der TG nach Bombay in Indien verlegt, im Jahr 1882 schließlich nach Adyar bei Madras. In Indien und auf Ceylon machte die TG den christlichen Missionaren starke Konkurrenz, weil sie sich an die Traditionen des Buddhismus anlehnte.

 

The Theosophical Society built several Buddhist schools in Ceylon, most notably Ananda College in Colombo, Dharmaraja College in Kandy, Mahinda College in Galle, and Maliyadeva College in Kurunegala. Olcott also acted as an adviser to the committee appointed to design a Buddhist flag in 1885. The Buddhist flag designed with the assistance of Olcott was later adopted as a symbol by the World Fellowship of Buddhists and as the universal flag of all Buddhist traditions.

Wiki: Henry Steel Olcott

 

In England wurde im Jahr 1884 die Society for Psychical Research gegründet, eine aus bekannten und einflussreichen britischen Wissenschaftlern bestehende Organisation, die sich zunächst dem kritischen Studium der vor allem durch die Blavatsky in der Weltpresse propagierten paranormalen Phänomene widmete.


Schon im Jahr 1884 machten in der Coulomb-Affäre die Betrügereien der HPB weltweit Schlagzeilen. Als Olcott mit der Blavatsky im Februar zu einer Europareise aufgebrochen war, wurden bei einem Streit unter den Anhängern in Adyar in den Räumen der Blavatsky verborgene Öffnungen zu einem Schrein entdeckt, in dem die HPB vor gutgläubigem Publikum angeblich von „Meistern der Weisheit“ verfasste „Meisterbriefe“ plötzlich hatte „erscheinen“ lassen.


Die britische  Society for Psychical Research warf der Blavatsky in ihrem Hodgson Report sofort Betrügerei vor. Im September erschien über diesen Report ein Artikel in einem bekannten Magazin der Reformierten Kirche in Indien, der den Ruf der TG schwer schädigte. Die Blavatsky musste ihre Stellung in der TG aufgeben, begab sich jedoch 1887 ausgerechnet nach London, wo sie noch 1887 die bald einflussreich werdende Blavatsky Lodge und die Zeitschrift Lucifer gründen konnte. Im Mai 1891 starb sie in London und hinterließ ihr Werk einer Freundin mit engen Verbindungen zur Fabian-Society.  

Hier findet man die Schriften der Blavatsky online (html oder pdf):

 

Theosophy Publications Online

 

The Secret Doctrine (html)

 

ISIS UNVEILED (html)

Annie Besant

Annie Besant als Freimaurerin
Annie Besant als Freimaurerin

Mit Annie Besant (1847-1933) haben wir eine Frau im innersten politischen Zirkel des Britischen Empire. Aus einer verarmten Familie stammend, hatte sie den anglikanischen Pfarrer Besant geheiratet, von dem sie sich 1873, nach der Geburt zweier Kinder, wegen ihrer Hinwendung zum Atheismus trennte. Sie schloss sich dem Freidenker Charles Bradlaugh an, der 1866 die National Secular Society gegründet hatte und eine Trennung von Staat und Kirche und die Geburtenkontrolle propagierte.

 

1875 begann Annie Besant mit dem damals erst 19jährigen und noch unbekannten George Bernard Shaw eine Beziehung und dürfte ihn mit den richtigen Leuten in Kontakt gebracht haben. Später werden sie beide für die Fabian Society schreiben und Reden halten.

 

Im Jahr 1884 hatte sich Annie Besant sehr eng mit Edward Aveling befreundet, der einige Monate in ihrem Haus wohnte. Aveling wurde im gleichen Jahr der Partner von Eleanor "Tussy" Marx, der jüngsten Tochter des Karl Marx, und Friedrich Engels engagierte ihn für die englische Übersetzung des ersten Bandes „Das Kapital“ von Karl Marx.

 

Am 13. November 1887 kam es durch das brutale Vorgehen der Polizei zum „Bloody Sunday“ in London. Die Demonstration mehrerer 10.000 Arbeiter war von der marxistischen Social Democratic Federation und der Irish National League organisiert worden. Charles Bradlaugh wollte wegen der befürchteten Polizeiattacke seine Anhänger von der Teilnahme abhalten, aber Annie Besant beteiligte sich führend, ebenfalls George Bernhard Shaw, der Reden hielt.

 

Anschließend organisierte Annie Besant zusammen mit William Thomas Stead von der “Law and Liberty League” Hilfe und finanzielle Unterstützung für die Inhaftierten und Verletzten der Demonstration.

 

Zusammen mit Herbert Burrows war Annie Besant eine maßgebliche Organisatorin des London matchgirls strike of 1888. Mitglieder der Fabian Society, wie George Bernard Shaw, Sidney Webb und Graham Wallas, verteilten gesammelte Gelder zur Unterstützung der Arbeiterinnen. Der in das Unterhaus gewählte Charles Bradlaugh hielt eine Parlamentsrede und der öffentliche Druck zwang den Eigentümer, einen führenden Liberalen, zu weitgehenden Zugeständnissen an die Streikenden.

 

Bei dem ohne Beteiligung einer Gewerkschaft ausgebrochenen London Dock Strike of 1889 half Annie Besant dem Fabianer Ben Tillett bei den Versammlungen und der Agitation zum Aufbau einer gewerkschaftlichen Organisation. Wieder sorgte die öffentliche Unterstützung für den Erfolg des Streiks.

 

Im Frühjahr 1889 sollte Annie Besant das Buch „The Secret Doctrine“ der Helena Blavatsky für die Pall Mall Gazette des William Thomas Stead besprechen. Angeblich wurde sie bei der Lektüre erleuchtet, traf sich umgehend mit der Blavatsky und wurde im Mai 1889 Mitglied der Theosophical Society. Annie Besant erklärte sich ganz professionell sofort zur Schülerin der alten Blavatsky, zog in deren Haushalt ein und wurde so umgehend zur engsten und bald unentbehrlichen Mitarbeiterin, die alle Fäden und Verbindungen in ihren Händen hielt. Ihre Mitgliedschaft bei der Fabian Society ließ Annie Besant 1890 offiziell erlöschen und beendete ihre Beziehungen zu den Marxisten.

 

Als die Blavatsky 1891 verstarb, war Annie Besant als eine der führenden Theosophen bereit für die Nachfolge. Sie hatte noch mit Widerständen von Seiten des Henry Steel Olcott zu rechnen, so dass sie zuerst nur für Europa die Führung übernehmen konnte und die Organisation in Indien Henry Olcott überlassen musste. Nach dessen Ableben im Februar 1907 erklärte Annie Besant getreu den Methoden der Blavatsky den Theosophen, dass deren okkulte Meister sie als Sprecherin aller Theosophen gefordert hätten. Rudolf Steiner in Deutschland distanzierte sich zwar sofort von diesem zu offensichtlichen Schwindel mit den erfundenen Meistern und deren Votum für die Besant, wusste aber andere Gründe, ihren Führungsanspruch zu unterstützen, und konnte die deutschen Theosophen mehrheitlich für die Besant gewinnen.

 

Schriften der Annie Besant:

 

Theosophy Publications Online

 

Reincarnation (pdf)

 

H.P. Blavatsky and the Masters of the Wisdom (pdf)

Rudolf Steiner (1861-1925)

Rudolf Steiner als Student (wiki)
Rudolf Steiner als Student (wiki)

Der 1861 im heutigen Kroatien geborene Rudolf Steiner stammte aus einfachen Verhältnissen und musste sein Studium der Mathematik und Naturwissenschaften 1883 aus finanziellen Gründen abbrechen. Es folgte ein Posten als Hauslehrer und dann sehen wir - wie in vielen ähnlichen Fällen zu einem Zeitpunkt, an dem der Betreffende dazu weder die eigentliche Qualifikation noch die nötige Reife vorweisen konnte - einen verfrühten Karrieresprung:

 

Auf Empfehlung seines Wiener Germanistik-Professors Karl Julius Schröer wurde er bereits 1884, also mit 23 Jahren, Herausgeber der naturwissenschaftlichen Schriften Johann Wolfgang von Goethes. Karl Julius Schröer war 1878 Mitbegründer des „Wiener Goethevereins“ und publizierte eine zweibändige Faust-Ausgabe sowie sechs Bände mit Goethes Dramen.

 

Steiners ersten beiden Goethe-Ausgaben erschienen in der Deutschen Nationallitteratur Joseph Kürschners, der von Herzog Ernst II. zu Sachsen-Coburg und Gotha (den wir bereits von Karl Marx und David Urquhart kennen) zum Professor ernannt worden war und ab 1886 auch das „Richard Wagner-Jahrbuch“ herausgab. Ab 1890 ist Steiner Mitarbeiter des neugegründeten Goethe-und Schiller-Archivs in Weimar. Bei Wikipedia heißt es:

 

Seinen Lebensunterhalt musste er jedoch bis 1890 überwiegend als Erzieher und Hauslehrer der vier Söhne eines jüdischen Kaufmanns bestreiten. Erst mit der Berufung an das Weimarer Archiv fand er als Goetheforscher ein bescheidenes Auskommen.

Wiki: Rudolf Steiner 

 

Vermutlich erscheint es nicht nur mir merkwürdig, dass der Professor Schroer seine Beziehungen eingesetzt haben soll, um Steiner zum Herausgeber der Schriften des Johann Wolfgang von Goethe zu machen, ihn gleichzeitig aber den Lebensunterhalt als Hauslehrer finanzieren ließ. Groß scheint das Interesse des Schroer an Rudolf Steiner also nicht gewesen zu sein und jemand muss den Professor eher für Steiners Karriere vorgeschoben und eingespannt haben. Sein eigentlicher Arbeitgeber als Erzieher und Hauslehrer bis 1890?

 

Den Verdacht bestärkt, dass Steiner in Wien - wohl vermittelt durch seinen Arbeitgeber - Kontakt zu dem Esoteriker Friedrich Eckstein pflegte, ein zeitweiliger Mitarbeiter und enger Freund des Sigmund Freud, der Sigmund Freud über Yoga unterrichtete und Rudolf Steiner mit den Theorien der Helena Blavatsky bekannt machte. Eckstein erhielt im Juni 1886 eine von der Blavatsky unterzeichnete Stiftungsurkunde für die 1887 gegründete Wiener Loge der Theosophischen Gesellschaft, deren Präsident er wurde.

 

Das Goetheanum in Dornach bei Basel

Erstes Goetheanum mit Park und umliegenden Bauten (Wiki)
Erstes Goetheanum mit Park und umliegenden Bauten (Wiki)

Mit seinem Goetheanum hat Rudolf Steiner selbst den Bayernkönig Ludwig II. übertroffen. Es war nur eine Frage des Geldes und Rudolf Steiner standen offensichtlich ganz enorme Mittel zur Verfügung. Uns interessiert hier auch nicht die in der Architektur sich ausdrücken sollende Philosophie, sondern die Herkunft dieser Mittel, die laut offiziellen Darstellungen von begeisterten Zuhörern dieses Generalschwaflers freizügig gespendet worden seien. Das erinnert an die Finanzierung eines anderen großen Redners in München, wo Steiner sein damals noch Johannesbau genanntes Projekt zuerst auf einem großen Grundstück in Schwabing verwirklichen wollte. Erst 1913 und wohl im sicheren Vorwissen des kommenden Krieges wurde die Bauplanung in München abgebrochen und der Bau in der Schweiz realisiert. 

 

Das Grundstück liegt im traditionsreichen Ort Dornach, 10 km südöstlich von Basel, und war im Besitz des in Paris geborenen Emil Grosheintz, eines Baseler Zahnarztes und Anhängers der Theosophie, der 1906 den "Paracelsus-Zweig" in Basel mitbegründet hatte und später Steiner auf vielen Vorträgen begleitete. Genau auf dem für den zentralen Bau ausgewählten "Bluthügel" und in seinem Umkreis hatten 1499 die Eidgenossen in der Schlacht bei Dornach den Schwäbischen Bund vernichtend geschlagen. Zur Erweiterung des Geländes von Grosheintz wurden noch umliegende Flächen erworben, vor allem mit der Unterstützung durch Marie Hirter-Weber, die seit 1906 Mitglied der Theosophen und mit Johann Daniel Hirter verheiratet war, von 1906-23 Präsident des Bankrats der Schweizer Nationalbank(pdf); weitere Finanziers waren Prof. Alfred Gysi, Mitbegründer des zahnärztlichen Instituts der Universität Zürich, sowie Maria Schieb-Schwenter, die in Montreux mit ihrem Mann ein Nobelhotel betrieb. Der Ankauf des zusätzlichen Baulands erfolgte ganz professionell unter Geheimhaltung des geplanten Projektes, um den befürchteten Anstieg der Baulandpreise zu vermeiden.

 

Bis zum Dezember 1914, als die Bauarbeiten kriegsbedingt ins Stocken gekommen waren, konnten für das Goetheanum (ohne die seinerzeit mit nur 218.000 Franken bewerteten Grundstücke) 2,6 Mio. Schweizer Franken ausgegeben werden. Um eine Vorstellung der Größe dieser Summe für unsere Zeit heute zu erhalten, müsste man die 2,6 Millionen Schweizer Franken von 1914 mit mindestens 10 oder eher 100 multiplizieren. Als der Zentralbau in der Sylvesternacht 1922/23 durch Brandstiftung zerstört wurde, war er allein mit 3.183.000 Franken versichert. 

 

Als im Ersten Weltkrieg aus finanziellen Gründen ein Baustopp drohte, soll Marie Hirter-Weber zusätzlich eine Million Franken zur Verfügung gestellt haben. Da die Dame vor ihrer Hochzeit ein ganz armes Luder gewesen war, kam das viele Geld selbstverständlich vom Präsidenten des Bankrats der Schweizer Nationalbank und vermutlich sogar ohne das Wissen seiner Frau von dessen Hintermännern (wir diskutieren hier ja nicht das Thema Frauen und Geld, sondern immer noch die Hintergründe der Geldpolitik).  Nach dem Tod ihres Gatten 1926 zog Marie Hirter-Weber mit ihrer Stieftochter nach Dornach und widmete sich der Anthroposophie. Bei Kriegsausbruch 1939 nahm sie die Witwe und den Nachlass Rudolf Steiners in ihrem Chalet in Beatenberg auf und lebte dort bis zu ihrem Tod 1946 zusammen mit Marie Steiner in Hausgemeinschaft.

 

Das erste Goetheanum, das hauptsächlich aus Holz und Gips erstellt worden war, brannte in der Neujahrsnacht 1922/23 ab. Der Brandstifter hatte sich mit dem Bau sehr gut ausgekannt und an einer Stelle zwischen dem Südflügel und dem Hauptbau, wo auch eine Leiter angebracht war, das Dach geöffnet und das brennbare Material zwischen die Innenwände eingefüllt. Das erste Goetheanum war auch wegen der Fertigstellung in der Kriegszeit und natürlich wegen der mangelnden Erfahrung der Bauherren eher als ein Mißgeschick zu betrachten, so dass der während einer Veranstaltung ausgebrochene Brand, der nie geklärt werden konnte, die Mittel für einen wesentlich besseren Neubau einbrachte. Schon im Juni 1923 wurde die Versicherungssumme von 3,2 Millionen Schweizer Franken ausgezahlt. Ein Spendenaufruf hatte fast eine weitere Million Franken gebracht und Rudolf Steiner plante einen Neubau für 4 bis 5 Millionen Franken. Die Anthroposophen hatten zu dieser Zeit etwa 10.000 Mitglieder vor allem in Deutschland, wo durch die Inflation die meisten Bürger völlig verarmt waren und den Arbeitern der Lohn nur noch zum Hungern reichte. Bei einer Delegiertentagung seiner Anthroposophischen Gesellschaft konnte Rudolf Steiner etwa 1000 Vertreter aus 15 Ländern begrüßen, die trotz der widrigen Umstände dieser Zeit ihre Reise in die Schweiz anscheinend irgendwie bezahlen konnten oder bezahlt bekamen.

Rudolf Steiner und Helmuth von Moltke

Das Geheimnis des Rudolf Steiner werden Sie in seinen anthroposophischen Schriften vergeblich suchen. Sie finden es in den Kontakten, die er zu einflussreichsten Kreisen unterhielt. Wie bei Marx sind die Schriften Rudolf Steiners nur breitgetretenes Geschwafel für ein Publikum, das politisch durchaus gefährlich werden könnte, wenn es Gelegenheit und Anregungen für fundamentale Erkenntnisse bekäme. Steiner hatte neben der Pflege wichtiger Kontakte auch die Aufgabe, dieses Publikum aus Esoterikern, die von der durchaus zutreffenden Ahnung getrieben werden, dass unser Schicksal häufig von uns verborgenen Einflüssen bestimmt wird und wir diese besser kennen und studieren sollten, mit der Vortäuschung geheimnisvoller Erkenntnisse in endlosen Vorträgen und Schriften von allen wichtigen Überlegungen und gefährlichen Nachforschungen abzuhalten. Diesen Zweck erfüllt die Anthroposophie so gut, dass sie sogar eigene Schulen betreiben darf. So wurden die Esoteriker leider zu dem, was sie bis heute sind: Opfer von faulem Zauber und leerem Geschwätz.

 

Die traditions- und einflussreiche Familie Moltke war längst das Zielobjekt der angloamerikanischen Intelligence geworden. Leider gab es in Deutschland keine Organisation, der sowas überhaupt aufgefallen wäre, und mehrere Zweige der Familie Moltke standen längst vor dem Jahr 1914 unter fremdem Einfluss. Die Mutter des Helmuth James Graf von Moltke (1907-45) war die Tochter des Obersten Richters der Südafrikanischen Union, James Rose Innes. Die Hochzeit fand in Pretoria statt und Helmuth Graf von Moltke (nicht mit dem Generalobersten Helmuth Johannes Ludwig von Moltke verwechseln), von seiner Frau "Young Teuton" genannt, engagierte sich später für die Christian Schience. Seine Frau Dorothy wurde zusammen mit Ete von Trotha auch für diese Bewegung aktiv und das Ehepaar besuchte vom August 1911 bis März 1912 die Zentrale in Boston.

 

Das war alles kein Zufall: Eliza von Moltke-Huitfeldt, die Frau des Generalobersten, sah sich durch Gebete einer Propagandistin dieser Christlichen Wissenschaft – Frances Thurber Seal – von einer Krankheit geheilt und konnte auch ihren Gatten für diese die Familie Moltke umgarnende Organisation begeistern. So kam es zum Kontakt des Chefs des preußischen Generalstabes mit Rudolf Steiner und wohl zum Verrat sämtlicher wichtigen Geheimnisse des Generalstabs an die Briten und Franzosen. 

 

Nachfolgend kleine Auszüge aus einer interessanten Quelle, in der es um die kriegsentscheidende Marneschlacht 1914, den Chef des preußischen Generalstabes Generaloberst Helmuth von Moltke und Rudolf Steiner geht.

 

Bei dem unten nicht mit Namen genannten Medium handelt es sich um eine Lisbeth Seidler, die dem Generaloberst Moltke den Großen Krieg prophezeit haben soll. Moltke stand gleichzeitig mit Rudolf Steiner in Verbindung. Die beeindruckenden Prophezeiungen solcher Medien und ihr scheinbar nur mit echter Magie mögliches Wissen um die verborgensten Geheimnisse ihrer Zielpersonen, mit dem sich diese freiwillig überwältigen lassen und gar nicht mehr erpresst werden müssen, verdanken die Medien in aller Regel dem jeweiligen Geheimdienst, wie etwa dem der Briten, für den vor Jahrzehnten schon ein Dienstmädchen des späteren Generalobersten gearbeitet hatte; woher man dann die Sachen weiß, die scheinbar nur durch übernatürliche Kräfte des eingesetzten Mediums enthüllt worden sein konnten. Ohne einen Geheimdienst im Hintergrund würden diese Medien ihre Zielperson so wenig mit irgendwelchem Geheimwissen über vergangene oder zukünftige Geschehnisse beeindrucken können, wie wenn wir selber das bei einer heute wichtigen Persönlichkeit ohne entsprechende Einweisung versuchen wollten. Aber dank des Secret Service kann selbst von einer Lisbeth Seidler leicht der nächste Krieg genau vorhergesagt werden und sie weiß sogar, was der kleine Helmuth im Kindsbett so getrieben hat.   

 

Einige auf Sensation ausgehende Zeitungen haben anläßlich des Todes eines spiritistischen Mediums und der Aufführung des Dramas «Die Marneschlacht» von Cremers sich selbst überboten im Auftischen von Schmähungen, Verzerrungen, Verunglimpfungen.

Marie Steiner, Helmuth von Moltke und Rudolf Steiner(PDF), «Das Goetheanum», 12. Jg., Nr. 10, 5. März 1933

 

Helmuth von Moltke und noch stärker seine Frau hatten sich mit Rudolf Steiner eingelassen. Angeblich habe der Chef des Generalstabs das philosophische Gespräch mit Rudolf Steiner gesucht und traf ihn sogar während des ersten Kriegsmonats am 27. August 1914 in Koblenz. Christoph Lindenberg schildert die Anreise (Rudolf Steiner Eine Biographie, S. 572) so:

 

... So folgte Steiner dem Wunsche des Chefs des deutschen Generalstabs, ihn aufzusuchen. Auf Umwegen, in Stuttgart und Mannheim Station machend, damit man nicht schon an der Fahrkarte erkennen konnte, wohin die Reise ging, fuhr er nach Koblenz, wo sich in jenen Tagen das Große Hauptquartier befand.

 

Steiner traf sich dann in einem Privathaus in Koblenz mit Helmuth von Moltke, um kein Aufsehen zu erregen. Leider erfahren wir aus dem Buch von Christoph Lindenberg nicht, wo und bei wem und überhaupt warum Rudolf Steiner ein derart konspiratives Verhalten gelernt hatte. Dass der Verfasser sich selbst nicht darüber wundert, zeigt nur, dass er selbstverständlich mehr über Steiner weiß, als er seinen Lesern verrät.

 

Die Schlacht an der Marne brach Helmuth von Moltke am 9. September ab, er war auch gesundheitlich schon sehr angeschlagen, woraufhin er am 14. September die Führung der militärischen Operationen entzogen bekam. Am 3. November 1914 wurde Erich von Falkenhayn Moltkes Nachfolger. Im Juni 1916 starb Moltke an einem Schlaganfall.

 

Das Zusammentreffen Moltkes mit Rudolf Steiner in den ersten Kriegswochen hatte in diesbezüglich wachen Kreisen durchaus Argwohn erweckt und Steiner wurde sogar verdächtigt, mit seinem Einfluss auf den Generaloberst Moltke für dessen Abbruch der Marneschlacht verantwortlich zu sein, was Steiner bestritt:

 

Im Monat August habe ich den General von Moltke ein einziges Mal, und zwar am 27. August in Koblenz, gesehen. Unsere Unterhaltung drehte sich um rein menschliche Angelegenheiten. Das deutsche Heer war noch im vollen Siegeszuge. Es war auch keine Veranlassung, über das zu sprechen, was noch nicht da war. Die Marneschlacht entfaltete sich später. Ich hatte bis dahin von Moltke nicht mehr gesehen. Sie ging unter Bedingungen vor sich, welche von Moltkes Erwartungen auf das tiefste erschüttern mußten. Während der Probemanöver hatte er mehrmals einen vorsichtigen Vormarsch auf dem rechten Flügel ausführen lassen, der bei einem Marsch auf Paris hätte in Betracht kommen können. Dreimal war Kluck, der den Oberbefehl über den rechten Flügel hatte, zu schnell vorgerückt. Jedesmal sagte Moltke zu ihm, wenn Sie im entscheidenden Augenblick ebenso schnell vorrücken, werden wir im Ernstfall den Krieg verlieren. Als der Armee von Kluck die Umfassung drohte, sah sich Moltke von einer schrecklichen Ahnung ergriffen. Es stieg ihm der Gedanke auf: der Krieg könnte für Deutschland verloren werden.

(PDF, Rudolf Steiner, S. 71/72)

 

Wenn Sie oben genau mitgelesen haben, wird Ihnen auch aufgefallen sein, dass Steiner sogar über den Verlauf der Probemanöver genauestens informiert war. Wann er dies von Moltke so genau erzählt bekam, können wir nur vermuten und weiß vermutlich nur die MI6, aber wir können es uns denken:

 

Man wird gegen die Veröffentlichung dieser Aufzeichnungen vielleicht einwenden wollen, es stehe am Schlusse der Satz: «Sie sollen nur für meine Frau bestimmt sein und dürfen niemals der Öffentlichkeit bekannt werden.» Das hat Herr von Moltke im November 1914 in Homburg geschrieben, wo diese Niederschrift entstanden ist. Es steht in diesen Mitteilungen nichts, was ich nicht im November und später von Herrn von Moltke gehört habe und wofür ich niemals eine Verpflichtung des Verschweigens auferlegt erhielt.

(PDF, Rudolf Steiner, S. 30)

 

Für das vertrauliche Verhältnis des Generalobersten zu Steiner wurde von deutscher Seite dessen den okkultistischen Ideen zuneigende Frau verantwortlich gemacht, die den Rudolf Steiner ihrem Mann aufgedrängt habe. Dieser hätte auch den Rudolf Steiner stets abgelehnt und erst im November 1914 in Homburg, nach dem Verlust seiner Befehlsgewalt, Rudolf Steiner in sein Vertrauen gezogen. Dem widersprach Rudolf Steiner ebenfalls:

 

Ich verkehrte seit 1904 im Hause des Herrn von Moltke. Ich wurde zu jedem einzelnen Besuch eingeladen. Die Einladung ging nicht etwa bloß von Frau von Moltke aus, sondern auch von Herrn von Moltke. Ich habe die allergrößte Verehrung für Herrn von Moltke. Aber ich habe mich nie aufgedrängt. Die oft viele Stunden lang dauernden Unterhaltungen umfaßten immer Weltanschauungsfragen. Herr von Moltke war eben aufgeklärt genug, zu ersehen, daß meine Weltanschauung aller nebulosen Mystik ganz ferne steht und auf sicheren Erkenntnisgrundlagen ruhen will. ...

Dieses Verhältnis bestand seit 1904 von Herrn von Moltke zu mir; und darin hat sich durch meinen, auch auf Einladung erfolgten Besuch in Homburg nicht das geringste geändert. Er hat mir vom Homburger Besuch bis zu seinem Tode nicht weniger und nicht mehr Glauben geschenkt als durch zehn Jahre vorher.

(PDF, Rudolf Steiner, S. 80/81)

 

Steiner war tatsächlich in dieser Zeit, in der vor allem die Weiber der besseren Kreise dem dreistesten Treiben des Okkultismus verfallen waren, ein vergleichsweise rationaler und den übelsten Spintisierereien und Betrügereien abgeneigter Wortführer der Esoterik in Deutschland. Daher wurde er wohl auch 1904 zum Leiter der deutschen Theosophen berufen und gleichzeitig in die Familie der Moltke eingeführt. Eine Helene Blavatsky mit ihren Gaukeleien wäre in diesen Kreisen nicht akzeptiert worden. Vermutlich hat Helmuth von Moltke sich nicht gefragt, wer ihm genau diesen so passenden Gesprächspartner wohl ausgesucht und zugeführt hat. Wirklich der Zufall?

 

Im Mai 1919 wurde von Rudolf Steiner zusammen mit der Witwe des Generalobersten aus dessen Aufzeichnungen über die ersten Kriegstage eine Broschüre mit dem Titel «Die ‹Schuld› am Kriege» (pdf) fertig gestellt. Im Vorwort zu dieser Broschüre erklärte Rudolf Steiner die Deutschen zu den Schuldigen des Großen Krieges:

 

Man wird verstehen, warum aus solchen Voraussetzungen heraus in diesen Aufzeichnungen der Satz steht: «Deutschland hat den Krieg nicht herbeigeführt, es ist nicht in ihn eingetreten aus Eroberungslust oder aus aggressiven Absichten gegen seine Nachbarn. - Der Krieg ist ihm von seinen Gegnern aufgezwungen worden, und wir kämpfen um unsere nationale Existenz, um das Fortbestehen unseres Volkes, unseres nationalen Lebens.» ... So wie die Verhältnisse lagen, konnte militärisches Denken in Deutschland zu einem andern Urteil nicht kommen. Und durch dieses Urteil war es verurteilt, sich in Konflikt mit der ganzen übrigen Welt zu bringen. Aus dem Unglück wird das deutsche Volk lernen müssen, daß sein Denken in der Zukunft ein anderes sein muß. Militärisch mußte der Krieg für notwendig gelten, politisch war er nicht zu rechtfertigen, nicht zu verantworten und aussichtslos.

 

Wie tragisch ist es doch, daß ein Mann sich zu einer Tat wenden muß, deren Verantwortung ihm das Herz bluten macht, die er als seine heilige Pflicht betrachten muß; und die außerhalb Deutschlands als moralische Verfehlung, als beabsichtigtes Herbeiführen des Krieges aufgefaßt werden mußte.

(PDF, Rudolf Steiner, S. 25/26)

 

Steiner stützt sich in seinem Urteil auf den von Moltke umgesetzten Schlieffenplan, also den Durchmarsch durch das neutrale Belgien, um die französischen Stellungen zu umgehen. Diese Begründung der deutschen Kriegsschuld bricht mit der Kenntnis des britischen Agentennetzes um die Familie Molte und im Großen Generalstab mit den Figuren Groener, Ludendorff, Bauer und Schleicher in sich zusammen:

 

Damit sind die Aufzeichnungen der vollgültige Beweis dafür, daß nicht das militärische Urteil als solches und nicht das völlig unzulängliche politische Urteil 1914 von deutscher Seite her den Krieg veranlaßt hat, sondern die Tatsache, daß keine deutsche Politik vorhanden war, welche die Ausschließlichkeit des militärischen Urteiles verhindern konnte. Nur durch eine solche Politik hätte im Jahre 1914 anderes geschehen können, als geschehen ist. So sind diese Aufzeichnungen eine furchtbare Anklage dieser Politik. Diese Erkenntnis darf nicht verborgen bleiben.

(PDF, Rudolf Steiner, S. 29/30)

 

Wenn die Engländer Rudolf Steiner nicht schon längst engagiert gehabt hätten, spätestens für diese Broschüre ausgerechnet im Jahr 1919 und passend zum Versailler Diktat hätten sie ihn zum Ehrenmitglied ihres Secret Service und des britischen Kriegspropagandabüros ernennen müssen. Es dürfte Steiner nicht entgangen sein, dass das britische Empire seit Jahrzehnten dieses gesellschaftlich und auf den Gebieten der Wirtschaft und der Wissenschaft wie der Kultur so erfolgreiche Deutsche Reich zu vernichten trachtete und sich dafür der Franzosen und Russlands bediente. Die Franzosen wollten sich für 1871 revanchieren und hatten in Russland viel Geld für diesen kommenden Krieg investiert, was Moltke in seinen Aufzeichnungen auch ansprach und auf deutscher Seite bekannt war.

 

Mit dem Kriege nach zwei Fronten war seit Jahren im Generalstab gerechnet worden. Dass er notwendig werden würde in dem Augenblick, wo die Rivalität Russlands und Österreichs auf dem Balkan zum offenen Konflikt führen werde, war klar genug. Wir wussten alle, daß Frankreich an der Seite des Zarenreichs, dem es seine Milliarden zur besseren Vorbereitung für den Krieg zur Verfügung gestellt hatte, unbedingt an demselben teilnehmen würde.

(PDF, Moltke, S. 36)

 

Der Zar und seine Regierung rechneten mit einem leichten Sieg an der Seite Englands und Frankreichs. Dieser Sieg sollte die Niederlage von 1905 gegen Japan ausgleichen und zur Ablenkung von den inneren Problemen dienen, die im Jahr 1905 noch zu einer revolutionären Erhebung geführt hatten. Außerdem hatten die Briten dem Zarenreich Hoffnungen auf die Beherrschung des Bosporus und damit den Zugang zum Mittelmeer gemacht. Da konnte die deutsche Politik zur Rettung des Friedens nichts mehr ausrichten.

 

Die interessanten Aufzeichnungen Moltkes enthüllen, wie die deutsche Mobilmachung gegen den Willen des Kaisers durchgesetzt wurde. Dieser hoffte, England würde die Neutralität Frankreichs in einem Krieg gegen Russland garantieren, wenn Deutschland keine feindlichen Maßnahmen gegen Frankreich ergreife. Das hatte der deutsche Botschafter in London dem Kaiser gemeldet, der es zuerst glauben und die Mobilmachung gegen Frankreich stoppen wollte. Auf Nachfragen wusste die britische Krone dann aber nichts von einer derartigen Zusage und der Kaiser gab um einige Stunden verspätet Moltke freie Hand für die vorgesehenen Aktionen nach dem Schlieffenplan. Die wirklich lesenswerten Aufzeichnungen Moltkes widersprechen völlig den Vorwürfen des Rudolf Steiner und belegen die Vorbereitung des Großen Krieges durch England und Frankreich von ganz langer Hand. Man kann sich kaum vorstellen, dass Helmuth von Moltke, hätte er das Vorwort von Steiner gelesen, mit diesem Mann noch einmal ein Wort gesprochen hätte.

 

Im Oktober 1921 veröffentlichte der bekannte französische Journalist und Anthroposoph Jules Sauerwein, der Steiner seit 1906 persönlich kannte und vor 1914  einige seiner Werke für die Franzosen übersetzt und publiziert hatte, auf der ersten Seite der großen nationalistischen Zeitung "Le Matin" ein Interview mit Steiner unter der Schlagzeile: "Ein Licht auf die Ursachen des Krieges. Die unveröffentlichten und in Deutschland verbotenen Memoiren des Generalstabschefs von Moltke betreffend."

Rudolf Steiner lieferte nicht nur Argumente für die angebliche Kriegsschuld Deutschlands, sondern unterstützte scheinbar ganz im Gegensatz dazu die ab 1919 plötzlich mit großem Aufwand verbreiteten Theorien über eine Verschwörung der Juden und Freimaurer zum Krieg gegen Deutschland. Gute Agenten sind rar und müssen darum gelegentlich auf beiden Seiten agieren, wo wir ihre Umtriebe dann aufdecken können. Vor allem musste jeder Verdacht gegen den Schlieffenplan verhindert werden, den jeder sofort als hinterhältige Inszenierung feindlicher Agenten erkennen musste. Dafür durfte ruhig verbreitet werden, dass die Belgier schon längst ein britisches Bollwerk auf dem Kontinent gewesen waren und damit ihre Neutralität selbst verspielt hätten. Die großen Exporterfolge der deutschen Wirtschaft bis 1914 waren zum Leidwesen der Briten oft jüdischen Händlern in allen Ländern zu verdanken und da bot es sich an, da die Deutschen sich die weltweite bösartige Kriegspropaganda gegen das Kaiserreich seit 1914 und die skrupellose Vernichtungspolitik gegen das deutsche Volk seit Kriegsende nicht erklären konnten, den Verdacht ganz von den Kreisen der britischen Imperialisten weg und auf "okkulte Kreise von Freimaurern und Juden" zu lenken:

 

Karl Heise war ein deutscher Anthroposoph, der vor allem als Autor des Buches Die Entente-Freimaurerei und der Weltkrieg (1919) bekannt wurde, eines Klassikers der antisemitischen und anti-freimaurerischen Verschwörungsliteratur, in dem er einer gegen Deutschland gerichteten Verschwörung von Freimaurern die Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs zuschrieb und für das Rudolf Steiner das Vorwort schrieb und die Druckkosten mittrug. (Zu Heises Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner: Helmut Zander, Sozialdarwinistische Rassentheorien aus dem okkulten Untergrund des Kaiserreichs, in: Uwe Puschner, Walter Schmitz, Justus H. Ulbricht, Handbuch zur Völkischen Bewegung 1871–1918, 1999, S. 235) Über Heises Leben ist wenig bekannt, heißt es bei Wikipedia. Von seinem Vater lernte er das Druckerhandwerk und arbeitete dann als Drucker bei Orell Füssli in Zürich. Er war Anhänger des völkischen Runen-Mystikers und Ariosophen Guido von List, Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft in Zürich und des Mazdaznan-Kults. Später trat er dem neugegründeten Illuminatenorden bei. Die Guido-von-List-Gesellschaft war in Wien gegründet worden und auf ihrer Mitgliederliste waren alle Mitglieder der Wiener Theosophischen Vereinigung vertreten. Unsere Historiker weisen zwar darauf hin, dass Hitler und Himmler von den Ariosophen beeinflusst wurden, die Rolle der britischen Theosophie wird dabei allerdings bis heute verschwiegen. Gleich auf Seite 4 des Werkes erfahren wir, wer Himmler auf die Idee gebracht hat, ausgerechnet in Tibet nach höheren Erkenntnissen und Weisheit zu suchen, vergeblich:

 

In der Einleitung zur „Kosmogenesis“ (S. 19) von H. P. Blavatsky lesen wir, „daß in den kaiserlichen Bibliotheken von St. Petersburg Dokumente sich befinden, aus denen hervorgeht, daß noch in den Tagen, als Freimaurerei und geheime Gesellschaften von Mystikern ungehindert in Rußland blühten, d. i. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, mehr als ein russischer Mystiker (und Maurer) über das Uralgebirge nach Tibet reisten, um Wissen und Initiation in den unbekannten Krypten von Zentralasien zu finden“.

 

Heises Entente-Freimaurerei wurde von führenden Nationalsozialisten wie Heinrich Himmler und Alfred Rosenberg rezipiert. 1926 publizierte Heise zusammen mit Rosenberg die Schrift Der rote Faden in der Freimaurerpolitik der Gegenwart.

 

Die leeren Lehren des Rudolf Steiner

Rudolf Steiner mit Annie Besant
Rudolf Steiner mit Annie Besant

Dass Rudolf Steiner zu seiner Zeit dem Materialismus widersprach, der den Geist noch ganz aus der Materie und den Naturgesetzen erklären wollte, und das eigenständig Geistige betonte, war mutig. Inzwischen hat uns die Naturwissenschaft selbst bewiesen, dass Materie weder Teilchen noch Welle ist, sondern nur Mathematik und Wahrscheinlichkeit, also reiner Geist. Zu loben ist auch, dass Rudolf Steiner im Gegensatz zur Blavatsky und ihrer Nachfolgerin Annie Besant auf Gaukeleien und Betrügereien so weit wie möglich verzichtet hat. Er beeindruckte seine Anhänger nicht im Kostüm eines Hochgrad-Freimaurers und bezog seine Autorität nicht durch den (erlogenen) Kontakt zu Großen Meistern aus dem Jenseits und aus wundersam materialisierten Schriften dieser Meister oder gar aus angeblichen eigenen übersinnlichen Fähigkeiten, sondern spielte diesen unter den Theosophen verbreiteten Humbug nur so weit mit, wie es die Verhältnisse von ihm verlangten.

 

Sein Erfolg gründete sich darauf, dass er vorgeblich die tiefsten Geheimnisse von Mensch und Natur, des Himmels und der Hölle, des Christentums wie der ägyptischen Mysterien oder der Medizin, des Geldes und der sozialen Probleme in seinen Vorträgen vor sinnsuchenden Bürgersfrauen auf deren Verständnisebene darlegen konnte. Dieses Publikum wäre von jeder ernsthaften Untersuchung völlig überfordert worden, jedenfalls die Damen, während deren anwesende Ehegatten dem Rudolf Steiner unendlich dankbar waren, dass er ihre Gattinnen endlich mit harmlosen Reden geistig zu faszinieren wusste, was den Frauen Erfüllung brachte und die Geldbörsen der Männer schonte. Steiner konnte die wichtigsten Themen und Nöte der Menschen wie bei einer Unterhaltung zum Kaffeekränzchen darlegen, so dass die Damen den Eindruck bekamen, an den größten Aufgaben der Menschheit geistig mitwirken zu dürfen und einen Sinn für ihr Leben gefunden zu haben.

 

Die persönliche Erscheinung des Rudolf Steiner als abgemagerter Asket, überarbeiteter Redner und übermüdeter Reisender hat seine Wirkung auf die Damen sicher nicht verfehlt und seinem Appell Nachdruck verliehen, an den großen Aufgaben der Zeit in allen sich bietenden Damenkränzchen mitzuwirken und dabei seine Lehren zu verbreiten.

 

Wie leer und frei erfunden diese Lehren waren, sei an einigen Zitaten aus den Rezensionen der Bücher von Rudolf Steiner bei Amazon kurz demonstriert. Wer ein Beispiel der angeblichen Erkenntnisse des Okkulten näher studieren will, dem sei die von Steiner zusammenphantasierte Akasha-Chronik (siehe Anhang) zur Lektüre empfohlen.

 

Theosophie: Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung

 

Rezension von "Ein Kunde": Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil beschreibt Steiner, die drei "Teile" aus denen jeder Mensch besteht: Körper, Seele und Geist. Mit dem Körper, können wir als geistige Wesen in der physischen Welt agieren. Die Seele ist die für die Emotionen "zuständig". Ohne sie würden wir uns nicht für die physische Welt interessieren. Der Geist ist der Teil von uns, mit dem wir die Vorgänge der physischen Welt verstehen und unabhängig von unseren Emotionen bewerten können. Der Geist ist auch der Teil von uns, der laut der Aussage Steiners nach unserem Tode weiterexistiert und nach einer gewissen Zeitspanne in einen anderen Körper reinkarniert wird. Zwischen den drei Teilen gibt es noch "Verbindungsglieder", sodass Steiner den Menschen als ein kompliziertes Gebilde aus sieben bzw. neun Elementen sieht.

 

Was Rudolf Steiner zum Gegenstand seiner Vorträge und Schriften wurde, ist in aller Regel dreigeteilt oder vier- bis siebenstufig, egal um was es sich handelt. So ließ sich über alles reden, ohne wirklich etwas zum Thema zu sagen, und die vertrauten Zuhörer und belesenen Anhänger erkennen sogleich die tiefgründigen Lehren aus allen anderen Vorträgen und Schriften wieder und dürfen sich schon als Wissende fühlen. Der Mensch besteht bei Steiner also aus Körper, Seele und Geist, warum auch immer er nun die Seele vom Geist trennt. Bei anderen Themen werden wir zusätzlich auf selbsterfundene Bezeichnungen stoßen, mit denen die mit seinen Schriften und Vorträgen Vertrauten jedem Außenstehenden ihren enormen Wissensvorsprung beweisen können. So zum Beispiel das "Buddhi-Prinzip" oder das "Christusprinzip" und das "Mysterium von Golgatha" (siehe Lindenberg, 29. Kapitel).

 

Dergleichen ist aber auch bei einigen sogenannten Wissenschaften an unseren Universitäten üblich, dass die ganze Tiefe ihrer vorgetäuschten Erkenntnisse sich in einer eigenen Begriffswelt und sinnlosen Einteilungen und Abgrenzungen erschöpft.

 

Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?

 

Rezension von "Ondefo": Bevor der Mensch den Pfad höherer Erkenntnis betritt, kennt er nur die erste von vier Erkenntnisstufen. Es ist diejenige, welche ihm im gewöhnlichen Leben innerhalb der Sinnenwelt eigen ist. Auch in dem, was zunächst «Wissenschaft» genannt wird, hat man es nur mit dieser ersten Erkenntnisstufe zu tun. Denn diese Wissenschaft arbeitet ja nur das gewöhnliche Erkennen feiner aus, macht es disziplinierter. Sie bewaffnet die Sinne durch Instrumente - Mikroskop, Fernrohr usw. -, um genauer zu sehen, was die unbewaffneten Sinne nicht sehen. Aber die Erkenntnisstufe bleibt doch dieselbe, ob man normal große Dinge mit dem gewöhnlichen Auge sieht, oder ob man sehr kleine Gegenstände und Vorgänge mit dem Vergrößerungsglase verfolgt.

 

Steiner hatte selbstverständlich auch keine Kenntnis von höheren Welten, aber er scheute sich nicht, darüber lange Reden zu halten und ausführlich zu schreiben. Sein Buch empfiehlt den Lesern dann die Schulung ihrer Sinne, die Übung von Aufmerksamkeit, Duldsamkeit, Gleichmut und so weiter, bis sich die ersten "Erkenntnisse der höheren Welten" bei ihnen einstellen. Da können wir alle ihm nur voll zustimmen.

 

Die Geheimwissenschaft im Umriß

 

Rezension von "Egosum": Zu dem sind die Schriften Steiners ... in einer teils veralteten, teils eigentümlichen Sprachform verfasst, in welcher der Autor bestrebt ist, neue Begriffe zu finden für bisher Unbezeichnetes, oder vieles, für das bis dato nur fremdländische Begriffe (aus dem Indischen, Griechischen usw.) existierten, und darüber hinaus dem Zuhörer - und besonders dem Leser - die Beschäftigung mit und die Vertiefung in seine Schriften so fruchtbar wie möglich zu machen, indem die Konzeption es im Grunde nicht erlaubt, das Buch irgendwo in der Mitte anzufangen, oder es auch nur mit ein wenig verringerter Aufmerksamkeit und Konzentration zu lesen. Für das Verständnis eines Buches ist vielfach die Kenntnis anderer Bücher vorteilhaft, da nicht jedesmal alle Einzelheiten von vorne erklärt werden können. Viele Urteile und abfällige Meinungen zu Steiner und seinen Werken entstammen nicht zuletzt dem fehlenden Überblick.

 

Die einschlägige Methode also, neue Wörter und Begriffe zu erfinden, mit denen jeder Außenstehende nichts anfangen kann, die aber den Anhängern der Lehre immer das Gefühl einer unendlichen Überlegenheit gegenüber allen Kritikern verschaffen, die ja die Ausführungen gar nicht verstanden haben können. Die Anhänger aber wissen, wie Steiner dies und das gemeint hat, nachdem sie einige der Reden gehört und die Schriften studiert haben und so mit den neuen Worten und Begriffen bereits vertraut sind.

 

Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft

 

Rezension von "C. Holst": Steiner schlägt vor, den sozialen Organismus, wie er es nennt, in drei Bereiche zu gliedern, das Geistesleben, das Staatswesen/Rechtsleben und das Wirtschaftsleben. Diese sollen zwar unabhängig sein und nach jeweils eigenen Prinzipien funktionieren, aber dennoch ineinandergreifen und zusammenwirken. Jedem Bereich ordnet Steiner ein Ideal der franz. Revolution als Leitprinzip zu, dass sich nur in dem jeweiligen Bereich entfalten können soll. Das Geisteleben untersteht dem Ideal der Freiheit, das Staatswesen/Rechtsleben dem der Gleichheit und das Wirtschaftsleben dem der Brüderlichkeit.

 

Theosophische Gesellschaft beim Münchener Kongress 1907
Theosophische Gesellschaft beim Münchener Kongress 1907

Die Damenkränzchen wissen schon vorher zu fast jedem Thema, dass es wieder in drei Bereiche zu gliedern ist - manchmal aber auch in vier oder noch mehr, denen dann irgend etwas zugeordnet wird; meist von Steiner ausgedachte Bezeichnungen, die nur die treuen Besucher seiner Vorträge kennen konnten. Und so ging das dann endlos weiter zur großen Begeisterung der sinnsuchenden Damen und zur augenzwinkernden Erleichterung ihrer Ehegatten aus dem besseren Bürgertum, dass ihre Frauen sich wenigstens nicht psychoanalysieren lassen, sündhaft teure Kleider und Möbel kaufen oder schon wieder das Haus umbauen möchten, sondern sich nur für Rudolf Steiner begeistern und dessen Theorien studieren und verbreiten.

 

Kurt Tucholsky beschrieb bissig eine Rede von Rudolf Steiner in Paris, deren Inhalte uns gleich bekannt vorkommen:

 

Das Ganze war ausdrücklich als einleitender Vortrag angesagt, ich kann also verlangen, dass ich bei einigermaßen gutem Willen zum mindesten verstehe, was da vorgetragen wird. Es ergab sich, aus dem verblasenen und in mißverstandener Terminologie abgefaßten Zeug herausgeschält, dies:

 

Der Mensch ist imstande, durch schärfste Konzentration zu drei Stufen der Erkenntnis vorzudringen: zu der imaginären, der inspirierten und der intuitiven. Nun wäre der Spott über die menschliche Unbeholfenheit, von diesen Dingen zu Neulingen klar zu sprechen, sehr billig – ich weiß, wie schwer es ist, einem Blinden klarzumachen, was das bedeutet: violett. ...

...

Und der Dreigegliederte redete und redete. Und Sauerwein übersetzte und übersetzte. Aber es half ihnen nichts. Dieses wolkige Zeug ist nun gar nichts für die raisonablen Franzosen...

 

Leider hat Tucholsky seinen Lesern nicht erklärt, wie um alles in der Welt sein damals berühmter Journalistenkollege Jules Sauerwein ein bekennender Anhänger dieses fabulierenden Quacksalbers werden und bleiben konnte. Vor allem, nachdem er dessen Werke Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? und Die Geheimwissenschaft im Umriss eigenhändig ins Französische übersetzt hatte und den Gehalt der Lehren des Rudolf Steiner nun wirklich kennen musste.

 

Oder war da noch etwas, worüber Tucholsky schweigen musste?

 

Die Frau des Jules Sauerwein, Alice Sauerwein, gründete im Januar 1923 die französische Landesgesellschaft der Anthroposophen. Wie im Fall des Schweizer Bankiers ist die Frau ein sehr aktives Mitglied der Gesellschaft, aber man lasse sich da nicht täuschen mit der Behauptung, die spinnerten Weiber hätten halt ihre Männer gezwungen, sich mit so etwas wie dem wirren Gewäsch des Rudolf Steiner abzugeben. Die Frau gesellschaftlich mit einzuspannen, gehört zur Karriere, und die Förderung des Rudolf Steiner war ganz gewiss ein wichtiger Teil der Aufgaben von Jules Sauerwein als gerühmter Journalist bei einer führenden Pariser Zeitung.

 

 

Über die britische Weltherrschaft

Mit einigen seltenen Aussagen zur Politik verrät sich Rudolf Steiner als einer der wenigen über die politischen Entwicklungen wirklich gut informierten Zeitgenossen. Mit den hier nachfolgend zitierten Erkenntnissen und Vorhersagen könnten Anhänger von Okkultismus und Esoterik sogar einen Propheten und politischen Seher aus Rudolf Steiner machen wollen. Seine Aussagen über den Bolschewismus übertreffen noch die des Ludwig von Mises, der das ökonomische Scheitern der "kommunistischen" Planwirtschaft zu einer Zeit vorhergesagt hatte, als das breite Publikum nicht einmal sicher sein konnte, dass sich die Bolschewiki überhaupt länger in Russland an der Macht halten.

 

Am 15. Januar 1917 offenbart Rudolf Steiner seinen Zuhörern in Dornach die politischen Pläne der Briten und er erklärt sogar frank und frei, welche Rolle die okkulten Gesellschaften bei der Durchsetzung der Politik des britischen Empire spielen. Steiner redet auch von sich selbst, da er ja diese Dinge ebenfalls durchschaut hat, und fordert damit seine Zuhörer zum Mitwirken an dieser britischen Strategie auf, alle Auszüge aus Steiner GA 174 (pdf) S. 160ff:

 

Daher soll niemand glauben, daß sich die britische Politik jemals moralisch bekehren wird und aus besonderen Rücksichten für die Welt Abstand nehmen wird von ihrer Prätention, die Welt industriell-kommerziell ganz in ihre Hand zu bekommen. Daher brauchen wir uns auch nicht zu verwundern, daß diejenigen, die diese Dinge durchschauen, Gemeinschaften begründet haben, welche darauf ausgehen, einzig und allein so etwas zu verwirklichen, und es zu verwirklichen mit den Mitteln, die zu gleicher Zeit geistige Mittel sind. … Man will gewissermaßen nicht bloß mit dem, was sich auf dem physischen Plane als Kräfte darbietet, die Weltherrschaft begründen, sondern man will mit den Impulsen des Okkultismus, den Impulsen, die in der Welt des Unoffenbaren liegen, diese Kultur fördern. Da wird also mit okkulten Mitteln nicht mehr für das Heil der allgemeinen Menschheit gearbeitet, sondern nur für das Heil einer Gruppe. Verbinden Sie solche überschauende Gesichtspunkte, die sich Ihnen aus der tieferen Erkenntnis ergeben, mit den Ereignissen des Alltags, so werden Sie manches gründlich verstehen.

 

Der Verdacht, dass die ganzen Logen und Zirkel von Freimaurern, Okkultisten, Esoterikern, Wahrsagern, Kartenlegern, Geistheilern, Hypnotiseuren, Traumdeutern, Astrologen, Psychoanalytikern, Kaffeesatzlesern und nicht zuletzt der Theosophen und Anthroposophen der britischen Politik dienen würden, war vielen aufmerksamen Beobachtern in Deutschland auch schon gekommen. Steiner hat hier kein Geheimnis verraten, sondern nur seinen Zuhörern bestätigt, was längst in politisch informierten Kreisen erörtert wurde.

 

Steiner hatte sogar aufmerksam verfolgt, wie der Große Krieg dazu benutzt worden war, die Wirtschaft in allen Ländern nicht nur in den Dienst des Krieges zu stellen, sondern sie dabei restlos zu kontrollieren und in die Hand zu bekommen:

 

Es gibt noch zahlreiche anerkennenswerte Idealisten - ich sage das nicht im Entferntesten aus irgendeinem Spott heraus, sondern weil Idealismus auch da, wo er irrt, immer anerkennenswert ist -, die da glauben, daß jenes Netz von kommerziell-industriellen Maßnahmen, welches sich von Seiten des Britischen Reiches aus über verschiedene Länder verbreitet, nur so lange aufrechterhalten wird, wie der Krieg dauert, und daß dann die Menschen schon wiederum ihre Freiheit im kommerziellen Verkehre haben werden. Abgesehen von einigen Illusionen, die man erwecken wird durch Interregnen, durch dasjenige, was man machen wird, damit die Leute nicht gleich stutzig werden, ist dasjenige, was in dieser Kriegszeit an Kontrollierung des kommerziellen Verkehrs über die Welt hin begonnen worden ist, nicht so gedacht, daß es mit dem Kriege wieder verschwindet, sondern so, daß es mit dem Kriege nur seinen Anfang nimmt und dann seine Fortsetzung hat. Der Krieg soll nur die Gelegenheit geben, die Nase in die Geschäftsbücher der Leute hineinzustecken, aber man soll nicht glauben, daß dieses Hineinstecken der Nasen in die Geschäftsbücher nach dem Kriege aufhören wird - ich meine das nur symbolisch für dasjenige, was die kommerzielle Weltherrschaft immer intensiver und intensiver wird.

 

Ist er nicht wirklich gut informiert, für einen spinnerten Esoteriker, der sonst über christliche Mysterien, den Erzengel Michael oder die Schriften großer indischer Meister fabulierte? Es kommt aber noch besser:

 

So muß es die Zwiespältigkeit geben. Und daß man dieses als einen großen Zug hereingebracht hat in die Sache, das ist ein großer, ein gigantischer Gedanke von jenen okkulten Brüderschaften, von denen ich gesprochen habe. Es ist ein weltgigantischer Gedanke, den Gegensatz zu schaffen, gegenüber dem alles andere als eine Kleinigkeit erscheint, diesen Gegensatz zwischen dem britischen Kommerzimperium und demjenigen, was sich aus dem Russischen heraus ergibt mit der durch die spirituellen Anlagen bewirkten Vorbereitung für den sechsten nachatlantischen Zeitraum mit alledem, was ich Ihnen geschildert habe. — Das ist ein großer, gigantischer, bewundernswürdiger Gedanke von diesen okkulten Brüderschaften, von denen gesprochen worden ist. Denn, trivial ausgedrückt, man kann sich kaum einen schöneren Gegenpol denken für dasjenige, was sich im Westen als höchste Blüte des kommerziellen und industriellen Denkens ausbildete, als den künftigen russischen Slawen, der in der Zukunft ganz gewiß noch weniger als heute geneigt sein wird, sich mit Kommerziellem berufsmäßig zu betätigen, und der ja gerade dadurch ein ganz ausgezeichneter Gegenpol sein wird.

 

Dazu eine wichtige Ergänzung von Rudolf Steiner am 21. Mai 1921 in Stuttgart, GA 174b (pdf), S. 359:

 

… Man weiß, daß die soziale Frage ein weltgeschichtlicher Impuls ist, der unbedingt sich ausleben muß. Es gibt keinen der Führenden unter den angelsächsischen Persönlichkeiten, die in Betracht kommen, der nicht mit einem, ich möchte sagen, außerordentlich kalten, nüchternen Blick sich sagte: Die soziale Frage muß sich ausleben. - Aber er sagt sich dazu: Sie darf sich nicht so ausleben, daß die westliche, die angelsächsische Mission dadurch Schaden erleiden könnte. Er sagt da fast wörtlich, und diese Worte sind oft gesprochen worden: Die westliche Welt ist nicht dazu angetan, daß man sie ruinieren lasse durch sozialistische Experimente. Dazu ist die östliche Welt angetan. - Und er ist dann von der Absicht beseelt, diese östliche, namentlich die russische Welt, zum Felde sozialistischer Experimente zu machen.

 

Dasjenige, was ich Ihnen jetzt sage, ist eine Anschauung, die ich konstatieren konnte - vielleicht geht sie noch weiter zurück, das weiß ich vorderhand nicht - bis in die achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Mit kaltem Blicke wußte man im angelsächsischen Volke, daß sich die soziale Frage ausleben müsse, daß man durch diese das Angelsachsentum nicht ruinieren lassen wolle, daß daher Rußland werden müsse das Experimentierland für sozialistische Versuche. Und nach dieser Richtung hin wurde in der Politik tendiert, es wurde mit aller Klarheit nach dieser Politik hin tendiert. ... und man hoffte, daß die sozialistischen Experimente, dadurch daß sie sich so abspielen, wie sie sich abspielen müssen, wenn die in die Irre gehende Proletarierwelt sich nach marxistischen oder ähnlichen Prinzipien richtet, daß dann diese sozialistischen Experimente auch für die Welt der Arbeiter eine deutliche Lehre sein werden in ihrem Ausgehen, in der Nichtigkeit, in der Zerstörung eine deutliche Lehre sein werden, daß man es so auch nicht machen könne. Man wird also die westliche Welt dadurch schützen, daß man im Osten zeigen wird, was der Sozialismus anrichtet, wenn er sich so verbreiten kann, wie man es für die westliche Welt nicht will.

 

Ebenda, Seite 361:

 

England hat ja, wie Sie bereits gesehen haben, mit Rußland etwas Besonderes vor, das sozialistische Experiment, und es muß daher seine ganze Politik daraufhin anlegen, daß auf der einen Seite diese Wirtschaftslinie zustande komme, und auf der anderen Seite Rußland so eingeengt und eingedämmt werde, daß es zu den sozialistischen Experimenten eben den Boden hergeben könne.

 

Wir haben es hier - sehen Sie noch einmal auf das Datum - mit ganz erstaunlichen Vorhersagen zu tun. So erstaunlich sogar, dass weder die Anhänger, noch die Gegner der Anthroposophen den Blick des Publikums darauf lenken möchten. Denn selbstverständlich geht das nicht mit esoterischer Hellseherei und theosophischer Magie, sondern nur mit den Informationen, die halt in den engsten Kreisen der (in diesem Fall britischen) Intelligence verfügbar sind und sonst nirgendwo.

 

Selbstverständlich wusste Steiner auch, welche zentrale Rolle Ludendorff beim Siegeszug des Bolschewismus in Russland gespielt hatte; GA 185a (pdf), S. 212:

 

Nicht wahr, wir haben in unserer Zeit die groteske Zusammenstellung erlebt des fast schon an den Absolutismus grenzenden monarchischen Prinzips mit der Ludendorfferei – mit dem Leninismus in Rußland, mit dem Bolschewismus, denn der Bolschewismus ist eigentlich ein Geschöpf Ludendorffs. Der Bolschewismus ist von Ludendorff in Rußland erzeugt worden, weil Ludendorff meinte, mit niemandem anderen in Rußland Frieden schließen zu können als mit den Bolschewisten, so daß nicht nur dasjenige, was als Unglück über das deutsche Volk hereingebrochen ist, in vieler Beziehung von einem einzelnen Menschen im Laufe von zweieinhalb Jahren bewirkt worden ist, sondern daß auch das Unglück Rußlands in vieler Beziehung mit den grotesken Irrtümern dieses einzelnen Menschen zusammenhängt.

 

Solche sehr zutreffenden Aussagen finden sich also auch zwischen dem ganzen Gefasel der Reden Steiners. Die eingeweihten Zuhörer kamen daher nicht umsonst zu seinen Vorträgen, nur die übrigen Zuhörer werden diese wenigen Stellen meist überhört und nicht verstanden haben. Für das breite Publikum war der ganze Unsinn mit dem Okkultismus und der Esoterik und den Steinerschen Auslegungen der Evangelien und seiner Ausdeutung des Ereignisses von Golgatha bestimmt, die beste Tarnung, die man sich denken kann.

 

 

Die Waldorfschulen und die pädagogischen Erkenntnisse eines Rudolf Steiner

Die erste Waldorfschule entstand 1919 als Betriebsschule für die Kinder der damals etwa 1000 Mitarbeiter der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik. Die Fabrik wurde bei ihrer Gründung 1906 von Emil Molt und Partnern nach dem in Walldorf in Baden geborenen Johann Jakob Astor benannt. 

 

Emil Molt war ein Jugendfreund von Herman Hesse aus der gemeinsamen Schulzeit in Calw und schon früh an Philosophie und Literatur interessiert. Molt kam im Jahr 1900 bei einem Vortrag in Kontakt zu den Theosophen und schloss sich mit seiner Frau 1906 der Theosophischen Gesellschaft an. Er engagierte sich für die Gruppe der Theosophen in Stuttgart und für den Bau ihres 1911 eröffneten Zweighauses. Zu Kriegsbeginn 1914 konnte Molt noch große Mengen Rohtabak für seine Fabrik erwerben und belieferte damit in den Kriegsjahren die Soldaten, nicht ohne die Zigarettenpäckchen mit Rudolf Steiners Seelenkalender zu versehen. Nach Kriegsende stand Molt in engem Kontakt zur Landesregierung, organisierte den Nahrungsmitteleinkauf in der Schweiz und versuchte, auf politische Stellen in der Kriegsschuldfrage einzuwirken. 

 

Mit der Gründung der anthroposophischen Unternehmung "Der Kommende Tag" wurden 1919 unter maßgeblicher Beteiligung von Molt die überschüssigen Gelder der Anthroposophen in den Kauf mehrerer Firmen investiert, die nach wenigen Jahren aber an der wirtschaftlichen Unfähigkeit der Beteiligten scheiterten und liquidiert werden mussten. Die Waldorfschule blieb aber ein Erfolg und steigerte ihre Schülerzahl bald von 200 auf bis zu 1100 Schülern aus allen Kreisen der Bevölkerung. Durch die Gründung des Waldorfschulvereins erhielten die Schulen eine finanzielle Basis und überstanden sogar die Weltwirtschaftskrise bis zu ihrem Verbot 1938. 

 

Mit der Gründung der Waldorfschule war Rudolf Steiner gefragt, um die Erziehung der Kinder im Sinne der Anthroposophie zu lehren. Er begann auch sofort, Vorträge zu halten und in der üblichen Weise auch über Kinder und Pädagogik zu fabulieren. Hier ein typisches Beispiel: 

 

Wir müssen nur das Folgende verstehen: das rhythmische System, das allem Künstlerischen zugrunde liegt, das ermüdet nicht. Die Herztätigkeit, die Atmungstätigkeit gehen unermüdlich von der Geburt bis zum Tode fort. Ermüden kann der Mensch nur durch sein intellektuelles System und durch sein Willenssystem. Denken macht müde, Körperlich-sich-Bewegen macht müde. Da aber natürlich Denken und Körperlich-sich-Bewegen im Leben bei allem dabei sind, so macht im Leben alles müde. Aber beim Kinde ist darauf zu sehen, daß die Ermüdung im geringsten Maße auftritt.

Steiner GA 307, Seite 123

 

In dem Stil faselte der gute Mann tagelang ganze Vortragsreihen zum Thema anthroposophische Erziehung zusammen:

 

Was geschieht, wenn wir an das intellektuelle System appellieren? Wenn wir an das intellektuelle System appellieren, wenn wir einfach das Kind durch einen inneren Entschluß zum Denken veranlassen, zum Denken als solchem, dann kommen diejenigen Kräfte des Organismus in Betracht, die den Menschen innerlich verfestigen, diejenigen Kräfte, die im Inneren des Organismus namentlich die salzablagernden Kräfte sind, die kalkablagernden Kräfte, die knochenbildenden Kräfte, die sehnenbildenden Kräfte, die knorpelbildenden Kräfte, alles dasjenige, was den Menschen fest macht. Das ist dasjenige, was durch das Denken, durch das zwangsmäßige Denken im Organismus entwickelt wird. Und der Mensch ist innerlich an seiner Verfestigung tätig, wenn er wacht. So daß wir dem Wachleben eine zu starke innere Verfestigung zumuten, wenn wir das Wachleben zu stark intellektualistisch anstreben. Wenn wir das Kind zu viel denken lassen, dann versetzen wir in den Organismus die Anlage zu einer frühen Sklerose, zu einer frühen Arterienverkalkung. Das festigende Element, das ist dasjenige, was durch das zwangsmäßige Denken vollführt wird, besonders in Anspruch genommen wird. Hier handelt es sich darum, daß man durch echte Menschenbeobachtung auch einen Takt, einen Instinkt dafür bekommt, wieviel man dem Kinde zumuten darf.

Nun gibt es aber einen sehr wichtigen prinzipiellen Regulator in dieser Beziehung. Lasse ich das Kind denken, lehre ich das Kind zum Beispiel schreiben rein denkerisch, indem ich mir sage: die Buchstaben sind da, das Kind muß diese Buchstaben lernen, dann beschäftige ich dieses Kind intellektualistisch, dann züchte ich in ihm die Sklerose, wenigstens die Neigung dazu; denn es gibt keine innere Beziehung des Menschen zu diesen jetzt entwickelten Buchstaben. Die sind kleine Dämonen für die menschliche Natur. Man muß erst die Brücke, den Übergang dazu finden.

Steiner GA 307, Seite 124

 

Die Zitate oben sind nicht aus einer Rede in Stuttgart oder Dornach, wo Steiner ja mal einen schlechten Tag gehabt haben könnte, das passiert jedem. Sie sind aus der Vortragsreihe in England vor einem Kreis von Leuten, die auch in England die Erkenntnisse des Rudolf Steiner in die Pädagogik einführen wollten:  

Gegenwärtiges Geistesleben und Erziehung - Ein Vortragszyklus, gehalten in Ilkley (Yorkshire) vom 5. bis 17. August 1923.

 

Wer nach ähnlichen Ausführungen sucht, dem seien noch diese beiden Textsammlungen empfohlen:

Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens - Fünf Vorträge, gehalten in Stuttgart vom 8. bis 11. April 1924

 

Und mit noch einem beispielhaften Zitat aus der Seite 64:

 

Und so ist es eigentlich auch bei den anderen Rechnungsarten. Es wird ungemein Regsameres in dem Kinde hervorgerufen, wenn man sagt: Wieviel mußt du von 5 wegnehmen, damit du noch 2 hast? - als wenn man ihm sagt: Nimm 3 von 5 weg. - Und dieses: Wieviel mußt du von 5 wegnehmen, damit du noch 2 hast? - paßt sich auch viel mehr dem Leben an. Im Leben wird man es gerade damit zu tun haben. Und so handelt es sich wirklich darum, daß man schon in der Didaktik für diese Lebensepoche Wirklichkeitssinn entfaltet.

Anthroposophische Pädagogik und ihre Voraussetzungen - Fünf Vorträge gehalten in Bern vom 13. bis 17. April 1924

 

Für solche Erkenntnisse wurde Rudolf Steiner von der Frau Professor Millicent Mackenzie, die einen Lehrstuhl für Erziehung an der Universität zu Cardiff hatte und die erste weibliche Professorin in England war, schon im Jahr 1921 in Dornach mit einer Gruppe britischer Pädagogen besucht und anschließend nicht für verrückt erklärt, sondern zu Vorträgen nach London eingeladen, um über Shakespeare zu referieren, und dann nach Ilkley, wo Steiner diese Erkenntnisse zur Erziehung der Kinder zum Besten gab.

 

Rudolf Steiner in England

Die oben zitierten Aussagen von Rudolf Steiner über die Politik des Britischen Empire dürfen nicht zu dem Fehlschluss führen, dass Steiner gar ein Gegner der Briten gewesen wäre. Im Gegenteil, er wurde auch gleich nach dem Krieg in England hofiert:

 

In December, 1921, a small group of people left England to attend a Course of Lectures on Education which were to be given by Dr. Rudolf Steiner at Dornach, Switzerland. They had been brought together by Professor Millicent Mackenzie, lately professor of Education at Cardiff University. She had urged Dr. Steiner to extend his teaching upon education and it was largely due to her efforts that the Course of Lectures was now to be given. Amongst those who attended the Conference was Miss Cross, one of the principals of a co-educational school at Kings Langley Priory, and before the Course was ended she had consulted Dr. Steiner as to whether he would be willing to use the school as a nucleus for the introduction of his pedagogy into England. As a member of the Committee of the New Ideals in Education she also suggested that he should be asked to lecture at the forthcoming Conference at Stratford-on-Avon. Invitation to him to do so was given and during the Easter of 1922 Dr. Steiner lectured several times at the Conference to an audience of some four hundred people and gave the inaugural lecture on Shakespeare. On his return to London he visited the school at Kings Langley and consented to undertake the direction of the work there.

 

Meanwhile Mrs. Mackenzie set about organizing a conference to be held at Oxford under the title of ‘Spiritual Values in Education and Social Life.’ This took place in August, 1922, and here Dr. Steiner met such well-known men as H. A. L. Fisher, Clutton Brock, Maxwell Garnett, Gilbert Murray, Edmond Holmes and was the guest of L. P. Jacks at Manchester College.

 

In August, 1923, he again visited England and gave a course of lectures at Ilkley under the chairmanship of Miss Margaret McMillan.

Education

 

Der Personenkreis in England, von dem Steiner gefördert wurde, war mit der Fabian Society verbunden. Die Fabianer hatten enge Kontakte zu den britischen Liberalen, von denen sie einst aufgebaut worden waren. Daher war in der Weltwirtschaftskrise die London School of Economics der Fabianer die Brutstätte und Trutzburg des Deflationismus mit Prof. Friedrich August von Hayek gegen John Maynard Keynes; so wie in Deutschland von 1929 bis 1933 die Vorschläge zur monetären Konjunkturankurbelung von SPD-Führung und Marxisten noch mehr bekämpft wurden als von der Reaktion.

 

Nur als Beispiel aus Wikipedia zu L. P. Jacks, dessen Gast Steiner im Jahr 1922 war:

 

Jacks served as the editor of the Hibbert Journal from its founding in 1902 until 1948. Under his editorship the Journal became one of the leading forums in England for work in philosophy and religion. He gained international notoriety as a public intellectual with the outbreak of World War I, when he wrote in support of the war effort, citing the need to defeat German militarism and defend "the liberties of our race." In September 1915, he published "The Peacefulness of Being at War" in The New Republic, arguing that the war had "brought to England a peace of mind such as she had not possessed for decades," claiming that the sense of common purpose brought on by the war had overcome social fragmentation and improved English life.

 

Die gerade erwähnte Zeitung The New Republic war nicht ganz zufällig gleich nach Kriegsbeginn am 7. November 1914 von dem Propagandisten britischer Kriegspolitik, dem hier schon anderweitig erwähnten Walter Lippmann, gegründet worden. Der Mitgründer Herbert Groly, der wirklich eine linke und fortschrittliche Politik vertrat, brach später wegen des Diktats von Versailles mit den Liberalen und seinem ehemaligen Freund Lippmann; 1924 war Groly mit der The New Republic zahlungsunfähig.

 

The New Republic was founded by Herbert Croly and Walter Lippmann through the financial backing of heiress Dorothy Payne Whitney and her husband, Willard Straight, who maintained majority ownership. The magazine's first issue was published on November 7, 1914. The magazine's politics were liberal and progressive, and as such concerned with coping with the great changes brought about by America's late-19th century industrialization. The magazine is widely considered important in changing the character of liberalism in the direction of governmental interventionism, both foreign and domestic. Among the most important of these was the emergence of the U.S. as a Great Power on the international scene, and in 1917 TNR urged America's entry into World War I on the side of the Allies.

 

Eine kluge und weitblickende Strategie britischer Politik sollte gerade sozial engagierte und sonst kritische Personen über die Fabian Society für den britischen Imperialismus begeistern, damit diese dann die Lösung der sozialen Probleme in der Welt ausgerechnet durch England erhoffen. Daher die  Verstrickung einer Annie Besant mit der imperialen Politik Englands über die Fabian Society. Wer sich das nicht näher angesehen hat, ist in der Regel leicht verwirrt, in England die Kriegstreiber neben den Betreibern von Kinderheimen für die Waisen und Schulen für die Armen zu finden, die Imperialisten neben den Frauenrechtlerinnen und den Sozial- oder Schulreformern und schließlich die kritischen Poeten im Dienst des War Office. Auch in den USA bearbeitete die britische Propaganda über Zeitschriften wie The New Republic eher "progressiv" denkende Schichten und schuf so die Tradition, dass "Linke" besonders "antideutsch" eingestellt sind. Ein Erfolg der britischen Intelligence seit dem Ersten Weltkrieg!

Die Gebrüder Schmundt

Hitlers Arbeitsstab im Juni 1940; Schmundt rechts hinter Hitler
Hitlers Arbeitsstab im Juni 1940; Schmundt rechts hinter Hitler

Der 1898 geborene Wilhelm Schmundt fand bei seinem Studium an der TH-Berlin Kontakt zu den Anthroposophen, oder die Anthroposophen fanden ihn. Jedenfalls besuchte er 1926 die Baustelle des zweiten Goetheanums und wurde Mitglied in der Freien Anthroposophischen Gesellschaft. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Schmundt in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde zum Stab des Generals Walter Dornberger.

 

Sein älterer Bruder Rudolf Schmundt wurde 1938 zum „Chefadjutanten der Wehrmacht beim Führer und Reichskanzler“ ernannt. Die Welt ist eben sehr klein und besteht nur aus ganz wenigen Familien, Freundeskreisen und Organisationen:

 

General Rudolf Schmundt, Hitler's chief adjutant, met Claus von Stauffenberg and arranged for him to become chief of staff to General Erich Fromm. According to Albert Speer, "Schmundt explained to me, Stauffenberg was considered one of the most dynamic and competent officers in the German army. Hitler himself would occasionally urge me to work closely and confidentially with Stauffenberg. In spite of his war injuries (he had lost an eye, his right hand, and two fingers of his left hand), Stauffenberg had preserved a youthful charm; he was curiously poetic and at the same time precise, thus showing the marks of the two major and seemingly incompatible educational influences upon him: the circle around the poet Stefan George and the General Staff. He and I would have hit it off even without Schmundt's recommendation."

Spartacus-Educational

 

Rudolf Schmundt wurde bei dem Attentat am 20. Juli 1944 schwer verwundet und starb am 1. Oktober 1944.

 

Der Antroposoph Daniel Nicol Dunlop

Wir haben hier abschließend ein schönes Beispiel für diejenigen Leser, die sich immer noch fragen, wie wichtige Leute in aller Welt auf einen albernen Schwätzer wie Steiner oder gar eine leicht durchschaubare Betrügerin wie die Blavatsky hereinfallen und diese fördern konnten:

 

Im Jahr 1923 wurden von Daniel Nicol Dunlop die ersten nationalen Komitees für einen Weltenergierat mit Sitz in London gegründet. Im Jahr 1924 fand die erste World Power Conference mit 1700 Experten aus 40 Ländern in London statt. Dunlop wurde der erste Generalsekretär dieser 1924 als ständige Organisation beschlossenen World Power Conference (seit 1968 World Energy Conference und seit 1992 World Energy Council). Kurz vor seinem Tod 1935 plante Dunlop, mit Hilfe des Anthroposophen Walter Johannes Stein (ein Waldorf-Schul-Lehrer und Gral-Sucher) eine World Economic Conference zu gründen. 

 

Dunlop war ein gebürtiger Ire, der eine führende Figur des britischen Agentenrings in Irland wurde. Er stand in engem Kontakt mit Leuten wie:

 

George William Russell

Trat als mystischer Autor, Poet und Maler und irischer Nationalist auf und scharte in Dublin eine Gruppe Theosophen um sich. Er war bei der von Horace Plunkett gegründeten Irish Agricultural Organization Society (IAOS) angestellt. Er beeinflusste viele irische Dichter und war mit W. B. Yeats eng befreundet, der ihm bei Plunkett die Anstellung beim IAOS verschaffte.

 

Horace Plunkett

Horace Plunkett war ein anglo-irischer Unionist und Parlamentsabgeordneter. Er gründete die Bewegung irischer Landkooperativen. Von 1914 bis 1922 propagierte er den Verbleib Irlands im britischen Commonwealth mit der Zeitung Irish Statesman, als dessen Herausgeber Russell fungierte. Im Irischen Bürgerkrieg wurde 1923, während Plunkett sich in den USA aufhielt, sein Domizil in Kilteragh von der IRA niedergebrannt. Aus Wiki: "Abroad, Plunkett remained in touch with friends in the USA, including Colonel House, Theodore Roosevelt and Charles McCarthy."

 

W. B. Yeats

W. B. Yeats war ein Freund von Dunlop, Russell und Plunkett und als Poet berühmt in der englischen Literaturwelt des 20. Jahrhunderts. 1923 erhielt er als erster Ire den Literaturnobelpreis. Sein Bruder Jack Butler Yeats war ebenfalls Künstler und arbeitete in England unter anderem für den Manchester Guardian. W. B. Yeats publizierte zusammen mit D.N. Dunlop und Russell die Zeitung The Irish Theosophist. Im deutschen wiki heißt es "seine Ehefrau Georgie soll medial veranlagt gewesen sein -, Mythos und Alchimie bestimmten seine Ideenwelten". Aus dem englischen wiki:

Yeats grew up as a member of the former Protestant Ascendancy at the time undergoing a crisis of identity. While his family was broadly supportive of the changes Ireland was experiencing, the nationalist revival of the late 19th century directly disadvantaged his heritage, and informed his outlook for the remainder of his life. In 1997, his biographer R. F. Foster observed that Napoleon's dictum that to understand the man you have to know what was happening in the world when he was twenty "is manifestly true of W.B.Y."   Yeats' childhood and young adulthood were shadowed by the power shift away from the minority Protestant Ascendancy.

Aus dem deutschen wiki:

Als die Familie 1887 wieder nach London zog, wurde er Schriftsteller und beschäftigte sich eingehend mit der englischen Romantik ... sowie mit dem Hinduismus und der Mystik und trat der Theosophischen Gesellschaft bei. Dort lernte er deren Gründerin Helena Blavatsky kennen. 1890 wurde er Mitglied der 'diskreten magischen Gesellschaft' Hermetic Order of the Golden Dawn, wechselte ab 1903 zum Stella Matutina, einer Nachfolgeorganisation des Golden Dawn und wurde 1911 zum Imperator des Amoun-Tempels in London gewählt. Sein Ordensname war „Daemon est deus inversus“ („Der Dämon ist ein umgedrehter Gott“). 

 

Fazit: Es gibt nur wenige Möglichkeiten. Die erste wäre, dass Blavatsky und Steiner die größten Genies waren und wir das nur nicht erkennen wollen und ihre Schriften zu Unrecht für ausgemachten Betrug und Blödsinn halten, während wichtige Leute wie der Begründer der Welt-Energie-Konferenz Daniel Nicol Dunlop und der Nobelpreisträger für Literatur William Butler Yeats - um nur diese beiden Figuren zu nennen - zu Recht die tiefen Erkenntnisse der Blavatsky und des Rudolf Steiner bewundert und sich selbstlos für deren Verbreitung engagiert haben. Die zweite Möglichkeit wäre, dass die Blavatzky eine Betrügerin und Steiner ein Schwätzer war und so arme Irre wie Dunlop und Yeats daruf hereingefallen wären. Als letzte Erklärung bliebe nur, dass wir es hier mit britischen Agentenringen in Deutschland wie in Irland zu tun haben, die auf Gesellschaft und Politik Einfluss nehmen sollten. Der theosophische Unsinn der Blavatsky wie das Geschwafel von Steiner sind dann durchaus von hohem Nutzen, wenn es darum geht, zum Beispiel die von England seit Jahrhunderten geschädigten und unterdrücktenn Iren mit irgendwelchem Blödsinn und wirren Spintisierereien von politischem Widerstand oder gar Aufständen gegen die Politik des britischen Empire abzuhalten. Je verrückter der esoterische Unsinn und je leerer die Lehren, desto besser für den Zweck, die Zielpersonen von allen klaren politischen Gedanken abzubringen. Wie man diesen Unsinn gekonnt verzapft, konnten die Briten durchaus noch von Rudolf Steiner auf seinen Vorträgen in England lernen, was dessen Vorträge und deren durchaus nicht nur aus armen Irren bestehende Hörerschaft erklärt.

 

Wir können also Blavatsky und Steiner für zwei von uns verkannte Genies oder Leute wie Dunlop und Yeats für arme Spinner halten - oder aber die gesamte damalige Theosophie und Anthroposophie für britische Agentennetze, die aus ganz rationalen Gründen unter ihren Zielgruppen diesen blühenden Unsinn zu verbreiten hatten und sich damit bestens tarnen und politisch bis in unsere Tage sehr erfolgreich wirken konnten. Eine bessere rationale Erklärung für den ganzen Nonsense sehe ich nicht.

 

Hier noch einige Mitglieder des britischen Ghost Club. Das sind ja nicht Leute, die alle so bescheuert wären, an Spukgeschichten zu glauben; das sind mit wenigen Ausnahmen Leute, die solche Spinnereien für politische und gesellschaftliche Zwecke und natürlich den Secret Service zu instrumentalisieren wissen. Wiki:

Since its founding in 1862, the Ghost Club has welcomed many luminaries to its membership. The list includes Charles Dickens, Sir Arthur Conan Doyle, Sir William Crookes, Air Chief Marshal Lord Dowding, Arthur Koestler, Dr. C.E.M.Joad, Donald Campbell, Sir Julian Huxley, Sir Osbert Sitwell, W. B. Yeats, Siegfried Sassoon, Dennis Wheatley, Peter Cushing, Peter Underwood and noted paranormal investigator Maurice Grosse, famous for his investigation of the Enfield Poltergeist. Present members include the explorer and founder of Operation Drake (which later became Operation Raleigh and then Raleigh International) Colonel John Blashford-Snell, OBE, paranormal investigator Reverend Lionel Fanthorpe, author Lynn Picknett, writers Colin Wilson and Geoff Holder, and parapsychologist and TV personality Dr. Ciaran O'Keeffe, who is an advisor of the club.

Anhang:

 

Freie Verwaltung des Nachlasses von Rudolf Steiner  Textsammlung

 

Aus der Akasha-Chronik

 

Apokalypse und Priesterwirken

 

Forschungsstelle Kulturimpuls: Personenliste (Theosophen und Anthroposophen)

 

Christoph Lindenberg, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2011, Rudolf Steiner Eine Biographie