Zur Zinstheorie von John Maynard Keynes

von Dr. Wilhelm Lautenbach

 

Das hier verlinkte PDF ist nur absoluten Profis der Thematik zu empfehlen, andere Leser werden Lautenbach kaum verstehen. Für die Profis ist er aber schon interessant und zeigt auch das ganze Problem der Allgemeinen Theorie von Keynes: Geht die Argumentation von den neoklassischen Vorstellungen aus und diskutiert diese ausführlich, wird man den normalen Leser überfordern und diesem den eigentlich simplen Zusammenhang kaum noch verständlich darlegen können.

 

Ohne Inflation kann zwar der kurzfristige Zins auf Null oder gar in den negativen Bereich gesetzt werden, wenn die Zentralbank die Konjunktur beleben will. Langfristige Papiere enthalten jedoch ein wachsendes Kursrisiko, so dass der Zins für lang laufende Anleihen nicht tief genug sinken kann. Die Anleger werden langlaufende Papiere meiden und das Geld möglichst liquide halten. Wird das Zentralbankgeld wie ehemals unter dem Goldstandard künstlich beschränkt, ergibt sich daraus zusätzlich ein zu hoher Zins.

 

Mit irgendeinem Gleichgewicht am Kapitalmarkt hat der Zins nichts zu tun, weil Schulden und Geldvermögen wie Investition und Ersparnis tautologisch identisch sind. Härter sparen führt also zu mehr Wirtschaftskrise und nicht zu sinkenden Zinsen und steigenden Investitionen, wie es der VWL-Modellbau den Studenten erzählt. Der Kapitalmarkt der VWL ist ein Hirngespinst der Professorenschaft.

Wilhelm LAUTENBACH (1937) Zur Zinstheorie von John Maynard Keynes Weltwirtschaftliches Archiv, 45. Bd. (1937), pp. 493-525
LAUTENBACH Wilhelm (1937) Zur Zinstheori
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Die Monetäre Theorie der Produktion

Für alle diejenigen, die an den Universitäten sogenannte keynesianische Modelle und Theorien der VWL gelernt haben, muss ich wohl mit einer kleinen Aufklärung beginnen:

 

Das war alles nicht Keynes und hat mit den Erkenntnissen von Keynes nichts zu tun!

 

Das behaupte nicht nur ich, sondern man kann es auch von ganz wenigen Professoren lesen, die der normale Student aber nicht kennen wird. Zum Beispiel sei hier auf Lars. P. Syll mit seinem Blog verwiesen, der dazu auch den Wirtschaftshistoriker Philip E. Mirowski zitiert hat.

 

Phil Mirowski on extraordinarily absurd things called “Keynesian”:

 

Today, it seems, just about anyone can get away with calling themselves a Keynesian, and they do, no matter what salmagundi of doctrinal positions they may hold dear, without fear of ridicule or reproach. Consequently, some of the most extraordinarily absurd things are now being attributed to Keynes and called “Keynesian theories”.

Mirowski: The Cowles Commission as an Anti-Keynesian Stronghold 1943–54

 

Man hatte Keynes ja nicht widerlegen können und hätte jede Auseinandersetzung mit seinen Ideen verloren. Also bestand der Trick der VWL seither darin, Keynes völlig zu verfälschen und den Studenten einen verfälschten Keynesianismus zu lehren, von der Neoklassischen Synthese bis zur aktuellen Neuen Keynesianischen Makroökonomie, die weder neu ist noch die Erkenntnisse von Keynes enthält und vor allem mikroökonomisch fundiert wird und damit jeder Makroökonomie widerspricht, denn mikroökonomisch fundiert erhalten wir in aller Regel eine "fallacy of composition".

 

Wieder Mirowski:

 

The self-appointed “New Keynesians” of the 1990s (including Gregory Mankiw, David Romer and Michael Woodford) took the name of Keynes in vain by unashamedly asserting a proposition that Keynes himself had repeatedly and expressly rejected, namely that market-clearing models cannot explain short-run economic fluctuations, and so proceeded to advocate models with “sticky” wages and prices (Mankiw, 2006). George Akerlof and Robert Shiller (2009) have taken three sentences from the General Theory out of context and spun it into some banal misrepresentation concerning what Keynes actually wrote about the notion of “animal spirits,” not to mention his actual conception of macroeconomics. And we observe contemporary journalists going gaga over Keynes, with almost no underlying substantive justification from the track record of the economics profession …

 

Damit hat die VWL ihr Ziel erreicht, unter Studenten wie Publikum die maximale Verwirrung zu stiften und für den ganzen Unsinn auch noch Keynes verantwortlich zu machen. Mirowski:

 

It is undeniably a Sisyphusian task to lean against this blustering tide of misrepresentation in the current Humpty Dumpty climate, with its gales of misinformation and gusts whipping about the turncoats, where economists harbor such easy contempt for history that words can be purported to mean anything that is convenient or politic for the selfish purposes of the writer.

 

Ja, so schaut es aus. Darum wäre es umso zentraler, wenn die ohnehin nur ganz wenigen echten Keynesianer sich darauf konzentrieren würden, die unverfälschte Lehre von Keynes zu verbreiten. Das habe ich mit meiner zehnteiligen Artikelserie bei Flassbeck-Economics versucht und hoffe auf viele, die dem Beispiel folgen. Ohne die wirkliche Lehre von Keynes zu verbreiten, werden wir den Fälschungen nicht beikommen. Selbstverständlich weiß ich auch, wie riskant das für jeden ist, der eine Karriere an der Universität anstrebt oder schon durch entsprechende Anpassung an die herrschende Lehre erfolgreich war und das nicht wieder gefährden will. Es gibt nicht umsonst und grundlos fast keinen Anhänger der wirklichen Erkenntnisse von Keynes an den Universitäten, die werden mit Erfolg bekämpft und zum Schweigen gebracht.

 

Der Wirtschaftskreislauf nach Keynes

Der Wirtschaftskreislauf nach Keynes
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Krisen mit Keynes erklärt

Für die Vertonung des Videos bitte ich um Nachsicht, da muss ich noch etwas üben.

 

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Krisen mit Keynes erklärt
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Ausgaben bestimmen die Einnahmen

Nicht Kapital und Arbeit bestimmen das Einkommen
Nicht Kapital und Arbeit bestimmen das Einkommen

Die Orthodoxie hatte gelehrt, dass das Einkommen der Ökonomie durch knappe Produktionsfaktoren limitiert wäre:

 

Y = f(Kapital, Arbeit)

 

John Maynard Keynes erkannte dagegen die monetäre Beschränkung von Y:

 

Eine Ökonomie kann kein Geld sparen und ihre reale Ersparnis ist auf die Nettoinvestition beschränkt!

 

Dieses Gesetz wird durchgesetzt, indem das Realeinkommen der Ökonomie nie über den Punkt steigen kann, der im Saldo eine positive Ersparnis ermöglichen würde. Das ist das monetäre Gesetz der Konjunktur und vor allem der Krisen:

 

Der Bestand an Kapital und das Niveau der Beschäftigung werden folglich schrumpfen müssen, bis das Gemeinwesen so verarmt ist, dass die Gesamtersparnis Null geworden ist, so dass die positive Ersparnis einiger Einzelner oder Gruppen durch die negative Ersparnis anderer aufgehoben wird. In einer unseren Annahmen entsprechenden Gesellschaft muss das Gleichgewicht somit unter Verhältnissen des laissez-faire eine Lage einnehmen, in der die Beschäftigung niedrig genug und die Lebenshaltung genügend elend ist, um die Ersparnisse auf Null zu bringen.

Allgemeine Theorie, Berlin 1936/2006, S. 183

 

Hence the stock of capital and the level of employment will have to shrink until the community becomes so impoverished that the aggregate of saving has become zero, the positive saving of some individuals or groups being offset by the negative saving of others. Thus for a society such as we have supposed, the position of equilibrium, under conditions of laissez-faire, will be one in which employment is low enough and the standard of life sufficiently miserable to bring savings to zero.

John Maynard Keynes: The General Theory of Employment, Interest and Money, Chapter 16/III

 

Unsere Einkommen lassen sich also durch den Einsatz von immer mehr Kapital und Arbeit nicht steigern, im Widerspruch zu der bis heute orthodoxen Lehre.

 

Die Steigerung der Einkommen der Ökonomie ist ein rein monetäres Problem, das wir bereits vom Sparparadoxon kennen: Das Sparen senkt die Ersparnis und der wachsende Stress bei der Arbeit senkt nur deren Nutzen. Das Rennen im Hamsterrad und die Austeritätspolitik lassen uns immer noch mehr verarmen. Für ein höheres Einkommen brauchen wir eine höhere Verschuldung entweder des Staates, der Unternehmen oder ausländischer Handelspartner, oder auch etwa privater Häuslebauer.

 

Die neoklassische Produktionsfunktion ist falsch und wir brauchen eine monetäre Konjunkturtheorie, wie sie von Keynes 1936 entworfen wurde.

 

 

 

Das (falsche) Modell der Klassik/Neoklassik

Say: Die Produktion erzeugt das Einkommen der Haushalte
Say: Die Produktion erzeugt das Einkommen der Haushalte

Die Klassiker und Neoklassiker gingen davon aus, dass immer mit allem verfügbaren Kapital und allen Arbeitern (die Klassiker kannten nur Löhne auf dem Existenzminimum) oder allen zum Marktlohn verfügbaren Arbeitern (bei den Neoklassikern forderten die Arbeitslosen nur zu hohe Löhne, über dem Grenznutzen ihrer Arbeit) produziert würde.

 

Der Unsinn ist leicht widerlegt: Nach Ansicht der Klassiker und Neoklassiker würde das Sparen am Konsum zu höheren Investitionen führen. Kapital war nach ihrer Auffassung knapp, es würde sich also immer rentieren, die Kapitalausstattung der Ökonomie zu verbressern. Dabei wurde einfach unterschlagen, dass sich Investitionen zum Beispiel bei Deflation oder bei zu hohen Zinsen nicht rentieren und daher unterlassen werden.

 

Weil die Klassiker und Neoklassiker sich weigerten, ihr Modell auch monetär zu betrachten, war der Fehlschluss nur real betrachtet nicht zu sehen. Da wurde einfach behauptet, dass das Geld neutral wäre, nur ein Tauschmittler, der womöglich noch als Geldschleier die wahren, also realen Zusammenhänge verberge. Wer monetär argumentiert, würde sich nur vom Geldschleier täuschen lassen und womöglich nominale und reale Größen verwechseln.

 

 

Wie Keynes die orthodoxe Ökonomie widerlegt hat

Wenn Investitionen sich nicht rechnen entsteht eine Produktionslücke
Wenn Investitionen sich nicht rechnen entsteht eine Produktionslücke

Der klassische und neoklassische Kapitalmarkt war ein Hirngespinst. Angeblich würde das Sparen der Haushalte am Konsum zu Ersparnissen führen, die dann am Kapitalmarkt angeboten den Zins für die Nachfrage nach Investitionen so weit senken, dass alle Ersparnisse für Investitionen nachgefragt würden. Das Sparen am Konsum führt aber nicht zu irgendwelchen realen Ersparnissen. Wenn das Sparen zu einem Einnahmeüberschuss und damit zu gespartem Geld führen soll, muss vorher jemand einen Ausgabenüberschuss hingenommen und sich Geld geliehen haben.

 

Meist haben die Professoren den Studenten umständlich bewiesen, was gar keinen Beweis gebraucht hätte, dass die Produktion nämlich immer ein Einkommen in genau der Höhe der Produktion schafft, mit dem die Güter dann auch nachgefragt werden können. Wenn die Investition sich aber monetär gerechnet z.B. wegen Deflation oder Hochzinspolitik nicht rechnet, dann wird eben nicht produziert und auch kein Einkommen geschaffen, das die nicht produzierten Güter nachfragen könnte. VWL-Professor müsste man sein, da könnte man fortlaufend den unglaublichsten Blödsinn erzählen und die Studenten würden nichts merken.

 

Es entstehen also gar keine Ersparnisse durch das Sparen, die an einem Kapitalmarkt angeboten werden könnten. Das war ein Zirkelschluss der VWL-Professoren.

Mit der Produktion sinken Einkommen und Ersparnis
Mit der Produktion sinken Einkommen und Ersparnis

Der Rückgang der Produktion wegen der teilweise nicht mehr rentablen Investition, vor allem Erweiterungsinvestitionen - Investitionen zur Modernisierung können auch bei Deflation und Hochzinspolitik noch rentabel sein, hat voll die Ersparnisse der Haushalte getroffen. Die Ersparnis der Haushalte kann makroökonomisch nicht von den Haushalten direkt beeinflusst werden, sondern ergibt sich aus der Nettoinvestition der Unternehmen und ist mit dieser identisch.

 

Daher ist die Vorstellung, da würden auf einem Kapitalmarkt Ersparnisse gehandelt, völlig lachhaft.

 

Die Geschichte mit den geplanten Ersparnissen und geplanten Investitionen müsste für ein Gütermarktgleichgewicht diskutiert werden, weil es wegen der Investition zu ungeplant und ungewollt überhöhten oder unzureichenden Ersparnissen kommen kann. Auch die Investitionen können ungeplant zu hoch oder zu niedrig ausfallen, wenn etwa unerwartet der Absatz stockt oder plötzlich steigt und dann die Lagerbestände oder das Produktionspotenzial geändert werden sollten. Das Thema des Gleichgewichts kann man allerdings auch für eine Ablenkung von dem wirklich wichtigen Thema der optimalen Auslastung der Ökonomie halten und nicht groß strapazieren wollen, weil es ständig Gründe gibt, die Planungen umzuwerfen, und die Suche nach dem berüchtigten Gleichgewicht müßig erscheint.

Haushalte wollen ihre Ersparnis erhöhen
Haushalte wollen ihre Ersparnis erhöhen

Die Investition ist zwar immer genau so hoch wie die Ersparnis, aber in diesem Fall wollten die Haushalte eigentlich wesentlich mehr sparen. Die einzige Möglichkeit der Haushalte, ihre Ersparnisse doch noch zu steigern, besteht darin, dass jeder einzelne Haushalt versucht, dies durch die Einschränkung seines Konsums zu Lasten der anderen Haushalte zu erreichen. Während die Haushalte insgesamt keinen Einfluss auf die Höhe der Gesamtersparnis haben, die ja mit der Nettoinvestition gegeben ist, kann ein einzelner Haushalt seinen Anteil einfach durch Konsumverzicht erhöhen.

 

Weil das alle Haushalte versuchen, kommt es in solchen Fällen durch den Rückgang der Investition zu einem Rückgang der Konsumnachfrage. Eigentlich wollen die Haushalte nicht wirklich weniger konsumieren, sondern nur ihre Ersparnisse erhöhen. Makroökonomisch führt das jetzt dazu, dass die Ersparnis selbstverständlich nicht steigt, sondern die Einkommen der Haushalte noch weiter sinken.

Das Sparparadoxon: Sparen am Konsum senkt nur Produktion und Einkommen
Das Sparparadoxon: Sparen am Konsum senkt nur Produktion und Einkommen

Mit der sinkenden Konsumnachfrage wird die Produktion der Konsumgüter eingeschränkt und weil die Produktion immer ein Einkommen in genau der gleichen Höhe schafft, muss nach Say, der das so aber nicht beschrieben hat, auch das Einkommen der Haushalte in genau der Höher ihres Konsumverzichts sinken. Wir erhalten daher als Ergebnis des Sparens nicht höhere Investitionen, sondern Massenerwerbslosigkeit und vermutlich dadurch noch stärker sinkende Investitionen, sinkende Einkommen und verschwindende Ersparnisse.

 

Der Prozess der Schrumpfung von Produktion und Einkommen hört erst dann auf, wenn die Haushalte so sehr verarmt sind, dass ihnen weitere Einschränkungen ihres Konsums nicht mehr möglich sind:

 

Der Bestand an Kapital und das Niveau der Beschäftigung werden folglich schrumpfen müssen, bis das Gemeinwesen so verarmt ist, dass die Gesamtersparnis Null geworden ist, so dass die positive Ersparnis einiger Einzelner oder Gruppen durch die negative Ersparnis anderer aufgehoben wird. In einer unseren Annahmen entsprechenden Gesellschaft muss das Gleichgewicht somit unter Verhältnissen des laissez-faire eine Lage einnehmen, in der die Beschäftigung niedrig genug und die Lebenshaltung genügend elend ist, um die Ersparnisse auf Null zu bringen.

Allgemeine Theorie, Berlin 1936/2006, S. 183

 

 

 

 

Der verborgene Sinn des Staatsdefizits

Das Staatsdefizit rettet die Ersparnis der Haushalte
Das Staatsdefizit rettet die Ersparnis der Haushalte

Hier ist deutlich zu sehen, dass das Staatsdefizit eine private Ersparnis genau in seiner Höhe ermöglicht, die es sonst nicht gegeben hätte. Die Schulden des Staates finanzieren nicht nur Aufträge für die Wirtschaft und die Auslastung des Produktionspotenzials, sie ermöglichen vor allem dem privaten Sektor die gewünschte Ersparnis und verhindern die krisenverschärfende Einschränkung des privaten Konsums. Die Staatsschulden finanzieren sich selbst zum Vorteil der privaten Sparer.

 

Statt des Staatsdefizits oder zusätzlich zu diesem kann auch ein Exportüberschuss, also eine Verschuldung des Auslands, den Haushalten die gewünschte Ersparnis ermöglichen.

 

Aber ohne nennenswerte Nettoinvestition der Unternehmen, ohne einen boomenden Boom privater Häuslebauer nach der Immobilienblase, ohne Staatsdefizit wegen der Schuldenbremse und dann womöglich noch ohne Exportüberschüsse, weil unsere Handelspartner sich auch nicht immer weiter verschulden sollen, wird unsere Wirtschaft in eine schwere Krise fallen. Die Einkommen der privaten Haushalte müssten so tief sinken, dass sie auch nichts mehr sparen können, wenn niemand sich entsprechend verschulden will oder kann. Das ist die monetäre Konjunkturtheorie von Keynes.

Wie das Einkommen einer Ökonomie monetär bestimmt wird

Die Ausgaben bestimmen die Einkommen der Ökonomie
Die Ausgaben bestimmen die Einkommen der Ökonomie

Nach dem falschen Modell der Klassiker und Neoklassiker musste nur kräftig am Konsum gespart werden, um die Investitionen steigen zu lassen und so die Ausstattung mit Kapital zu verbessern. Darum forderten die mit diesem Modell argumentierenden VWL-Professoren in jeder Krise ein diese Krisen verschärfendes Sparen am Konsum, Lohnsenkung und Sozialabbau und die Förderung der Profite des Kapitals.

 

Rechts sehen wir das zutreffende Modell nach Keynes und der Saldenmechanik. Mit den Ausgaben sinken die Einnahmen der Ökonomie in jeder Krise. Die sinkenden Löhne und Preise verschärfen die deflationäre Depression. Nur eine expansive Geld- und Finanzpolitik kann eine Wende bringen, so wie umgekehrt in einem Boom die immer mehr steigenden Löhne und Preise zuletzt eine Hyperinflation auslösen würden, wenn die Notenbank nicht mit Hochzinspolitik den Boom abwürgt.

 

Der Markt wirkt also prozyklisch und alle Abweichungen von der optimalen Auslastung verschärfend. Die Märkte kommen nicht von selbst in irgendein "Gleichgewicht".

 

Bei den orthodoxen Ökonomen wurde das Einkommen der Ökonomie durch den Umfang der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit bestimmt. Nach Keynes ist es die durch die Nettoinvestition, das Staatsdefizit und den Außenhandelsüberschuss mögliche Ersparnis, die nur eine entsprechende Höhe des Einkommens erlaubt und umgekehrt den Bestand an Kapital und das Niveau der Beschäftigung bestimmt. Ein höheres Realeinkommen scheitert nicht an fehlendem Kapital oder mangelndem Arbeitseinsatz; es scheitert daran, dass aus einem höheren Einkommen der private Sektor mehr sparen würde, wofür dann das Haushaltsdefizit des Staates zu niedrig ist, also an den monetären Zusammenhängen der Ökonomie. In einer sehr schweren Krise, in der keine Nettoinvestition erfolgt und der Staat den Haushalt ausgleicht, müssten die Haushalte so weit verarmen, dass sie im Saldo trotz verzweifeltem Konsumverzicht nichts mehr sparen können.

 

Das Einkommen bestimmt die Produktionsfaktoren

Während die orthodoxe Ökonomie lehrte, dass das Einkommen der Ökonomie nach ihrer Produktionsfunktion vom Einsatz der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit abhinge, ist es nach Keynes gerade umgekehrt: Weil das Einkommen monetär beschränkt ist, müssen der Bestand an Kapital (Kapitalvernichtung durch Insolvenz und Bankrotte) und das Niveau der Arbeit (Verhungern, Verelendung, Deklassierung des Humankapitals, Demotivation, Verlust der Qualifikation in den Krisen) nach Keynes entsprechend schrumpfen, so dass keine höhere Produktion mehr möglich ist, als es die vom Umfang der möglichen Ersparnis erzwungene Verarmung des Gemeinwesens erlaubt.

 

Mit der monetär bewirkten Verarmung und Verelendung des Gemeinwesens wäre dann durchaus eine Art Vollbeschäftigung auf einem niedrigeren Niveau von Arbeit möglich (z.B. der arbeitslose Chefarzt als wenig produktiver Landarbeiter, der Lehrer als Zeitungsausträger, die Dolmetscherin als Putzfrau). Entsprechende gesellschaftliche und ökonomische Prozesse der Kapitalvernichtung und Dequalifikation von Arbeit sind in jeder Krise offensichtlich, werden aber von der orthodoxen Ökonomie als nach den Regeln des Marktes notwendiger Anpassungsprozess an die optimale Nutzung der Ressourcen betrachtet. Die orthodoxen Ökonomen fordern in jeder Krise Maßnahmen, wie etwa ein verstärktes Sparen, durch das die Verarmung der Ökonomie und die Vernichtung von Kapital noch verschärft werden muss. Auch der in Krisen nachdrücklich geforderte Sozialabbau und die Deregulierung der Arbeitsmärkte verstärken den Entwertungsprozess von Humankapital in der Ökonomie.

 

Die Ersparnis bestimmt das Einkommen

Der von Keynes betonte Zusammenhang von Einkommen und Ersparnis wurde in der anschließenden Rezeption seiner Lehre verdreht: Während in der monetären Konjunkturtheorie nach Keynes die durch Investition, Staatsdefizit und Exportüberschüsse mögliche Ersparnis die Höhe des Einkommens der Ökonomie bestimmt, lehrten die verschiedenen Richtungen des (Bastard-)Keynesianismus dagegen, dass die Ersparnis von der Höhe des Einkommens der Ökonomie abhängig sei. Damit wird der kausale Zusammenhang verschleiert, dass die mögliche Ersparnis das durch die Produktion erzielbare Einkommen beschränkt und nicht umgekehrt.

 

(Einige genau mit Wikipedia übereinstimmende Passagen kommen nicht daher, dass ich die bei Wikipedia geklaut hätte, sondern die habe ich bei Wikipedia selbst verfasst.)